Chronik/Österreich

Der Hunde-Mafia auf der Spur

Bund und Länder verstärken den Kampf gegen illegalen Tierhandel im Internet. Ziel ist es, den Tierschutz (er fällt bis dato in die Kompetenz der Länder) bundesweit zu vereinheitlichen. Bereits für 13. März ist ein Treffen aller Tierschutz-Referenten der Landesregierungen angesetzt.

Laut Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser und Umweltstadträtin Ulli Sima drängt die Zeit. Zwischen November 2013 und Dezember 2014 wurden 1182 verdächtige Inserate auf fünf Internetplattformen gemeldet. Auf Betreiben der Stadt Wien wurden davon 522 dieser Inserate (44,2 %) von den Servern genommen (Details: siehe Grafik). Trotzdem lässt die Kooperation der Online-Anbieter zu wünschen übrig. "Mit den Portalen tieranzeigen.at und bazar.at. fanden wir zwei große Verbündete. Sie verzichten auf private Tieranzeigen. Bei willhaben.at sieht das leider anders aus", kritisiert Sima.

Produktion statt Zucht

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Etwa 200.000 Hundewelpen pro Jahr werden illegal in den deutschsprachigen Raum geschleust. Hauptsächlich von skrupellosen Züchtern aus Slowenien, der Slowakei und Ungarn. "Tierleid macht an der Grenze nicht halt", betont Sima: "Die illegal eingeführten Tiere werden regelrecht produziert. Von Zucht kann man hier nicht mehr sprechen. Und viele Welpen werden vor dem Verkauf fitgespritzt. Krankheiten, die leider oft schon bald zum Tod führen, werden so verborgen."

Mit verstärkten Scheinkäufen, intensiver Beobachtung der einschlägigen Internet-Portale und verstärkten Kontrollen nach dem Tierschutz-Gesetz sowie hohen Geldstrafen, speziell für Wiederholungstäter, will die Politik gegen die Tier- und Welpenmafia im Bundesgebiet vorgehen.

Scheinkäufe erfolgreich

Erst vor wenigen Tagen wurde ein illegaler Anbieter auf einem Parkplatz in Wien-Donaustadt bei einem Scheinkauf überführt. Die Welpen wurden aus dem Kofferraum eines Pkw angeboten, waren erst sieben Wochen alt und hatten keinen Impfpass. Eine Anzeige wegen Tierquälerei folgte. "Es ist mir ein Anliegen, Interessenten vor skrupellosen Geschäftemachern zu warnen. Sie beziehen aus dubiosen Quellen Hundewelpen und bringen die Tiere ohne tierärztliche Kontrolle zu uns", sagt Gesundheitsministerin Oberhauser.

Um erfolgreich zu sein, müssen auch die Käufer sensibilisiert werden. Oberhauser kennt die Praxis: "Viele Interessenten sind knapp bei Kasse. Ein krankes Tier zu kaufen bringt menschliches und tierisches Leid. Gerade darum ist Bewusstseinsbildung wichtig." So können zwei Broschüren (Augen auf beim Hundekauf, Augen auf beim Wildtier- und Exotenkauf) auf der Homepage des Gesundheitsministeriums (www.bmg.gv.at) abgerufen oder gratis bestellt werden.

Neben Hundewelpen bieten die Betrüger-Banden auch andere Tiere an. Der Verein "Pfotenhilfe" machte auf den aktuellsten Fall aufmerksam: Eine 43-jährige Welserin fand im Internet ein Kätzchen und überwies 170 Euro nach Belgien. Sofort folgte eine Forderung über 550 Euro Transportkosten. Die Frau erstattete Anzeige, ihr Geld ist aber verloren.

Der Schwarzhandel mit Haustieren sorgt für ein weiteres Problem. Da illegal angebotene Tiere in der Regel viel zu früh den Muttertieren entrissen werden, sind Verhaltensauffälligkeiten programmiert. Die Tierheime sind überfüllt, denn viele überforderte Halter geben die oft aggressiven und kranken Tiere schnell wieder an diese Einrichtungen ab.

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