Warum in Salzburg das Ende der Gratis-Zahnspange droht
Von Matthias Nagl
Am Donnerstag wird es ernst. Gibt es bis dahin keine Lösung im Streit zwischen Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) und 13 Salzburger Vertrags-Kieferorthopäden, ist die Finanzierung der Zahnspangen von mehr als 1500 Salzburger Kindern und Jugendlichen völlig ungewiss. Ende Juni haben die Zahnärzte den Vertrag zur Gratis-Zahnspange mit der Gebietskrankenkasse gekündigt. Gibt es bis Donnerstag keine Lösung, startet am Montag aufgrund der dreimonatigen Kündigungsfrist der vertragslose Zustand.
„Es geht um’s Honorar, das ist das Thema“, sagt SGKK-Obmann Andreas Huss. „Die Kieferorthopäden haben für eine Gratis-Zahnspange rund 3700 Euro bekommen, die tatsächlichen Preise liegen in Salzburg bei 5000 bis 7000 Euro. Die Kieferorthopäden sind mit dem Honorar offensichtlich nicht mehr zufrieden.“
Genau das stellt Martin Hönlinger, Präsident der Salzburger Zahnärztekammer, in Abrede. „Das Finanzielle war nie der Grund. In der Abwicklung gibt es überbordende Bürokratie und mangelnde Wertschätzung“, sagt Hönlinger.
Einstufung
Einer der Hauptstreitpunkte zwischen der SGKK und den Zahnärzten ist die Frage der Einstufung der Zahn-Fehlstellungen. Also die Frage, ob eine Gratis-Zahnspange gerechtfertigt ist oder nicht. Die Gratis-Behandlung gibt es nur für Fehlstellungen der Kategorie vier und fünf (also die schwersten Fehlstellungen, Anm. d. Red.).
Bei allen anderen gibt es eine jährliche Unterstützung von rund 600 Euro. Es ist auch eine Geldfrage. Der Zuschuss kommt von der Gebietskrankenkasse, die Gratis-Zahnspange wird aus dem Budget des Gesundheitsministeriums finanziert.
Beim Geld wird offenbar teils mit harten Bandagen gekämpft. In einem Fall gab es gegen einen Kieferorthopäden eine Anzeige wegen schweren Betrugs. Er soll eine Honorarnote gestellt haben, obwohl eine Gratis-Zahnspange zugestanden wäre. Er wurde freigesprochen. Diese Causa hat die Verunsicherung bei den betreffenden Kieferorthopäden erhöht. Für solche Streitfälle gäbe es eine Clearingstelle, die das letzte Wort hat.
Einigung fraglich
„In den meisten Fällen haben die Kieferorthopäden die Entscheidung akzeptiert und mit der Behandlung begonnen. In vielen Fällen haben auch wir die Entscheidung der Ärzte bestätigen müssen“, meint Huss.
Zumindest die 1500 Betroffenen einer laufenden Behandlung dürfen auf eine Einigung hoffen. Beide Seiten zeigen sich verhandlungsbereit, sehen aber jeweils den Gegenpart am Zug. „Eine Einigung liegt an der Kasse. Derzeit schaut es nicht danach aus“, meint Hönlinger. SGKK-Obmann Huss entgegnet: „An uns wird es nicht scheitern“.
Diskussionen überall
Für eine längerfristige Lösung stehen die Zeichen aber schlecht. Zumal es auch in anderen Bundesländern Diskussionen gibt, wenngleich die Lage nirgends so eskaliert ist wie in Salzburg. Im Oktober gibt es ein Treffen zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und der Zahnärztekammer um Interpretationsunterschiede im Gesamtvertrag zur Gratis-Zahnspange zu beseitigen.