Chronik/Österreich

Vorwärts ohne Alphatiere

Die Situation war mehr als verfahren, die Außenwirkung fatal. Im Jänner als bürgerliche Alternative zur Tiroler ÖVP angetreten, machte Vorwärts Tirol zuletzt nur noch mit internen Grabenkämpfen und Rechtsstreitigkeiten von sich reden. Am Mittwoch hat Anna Hosp ihren Rückzug von der Parteispitze bekannt gegeben. Sie verzichtet damit auf ihr Amt als Obfrau, das sie nach Ansicht ihres einstigen Mitstreiters Hans Lindenberger nie inne hatte. Zuletzt traf man sich deshalb vor Gericht.

Generalversammlung

Die in zwei zerstrittene Flügel zerfallene Partei will Mitte Dezember eine gemeinsame Generalversammlung abhalten und eine neue Führung wählen. In den vergangenen Monaten war man sich nicht einmal darüber einig geworden, wie viele Mitglieder es gibt und wer einen Parteitag einberufen darf. „Ich bin überglücklich, dass jetzt eine Lösung gefunden wurde“, kommentiert Lindenberger, Klubchef der vierköpfigen Landtagsfraktion die erzielte Einigung.

Zu der gehört, dass weder er noch Anna Hosp sich um das Amt des Parteiobmanns bewerben werden. Die beiden Alphatiere kommen sich somit nicht mehr ins Gehege.

Als der Streit begann

Anfang des Jahres hatten der ehemalige SPÖ-Landesrat und die Ex-ÖVP-Landesrätin gemeinsam mit Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) die Neo-Partei ins Leben gerufen. Doch bereits während des Landtagswahlkampfs gab es Richtungskämpfe zwischen den prominenten Politikerinnen und dem Spitzenkandidaten Lindenberger. So stellte Hosp etwa Anspruch auf den Landeshauptmannsessel. Auf Listenplatz sechs gestartet, verpasste sie letztlich aber den Einzug in den Landtag. Sie soll daraufhin gemeinsam mit Oppitz-Plörer versucht haben, vor ihr Gereihte zum Mandatsverzicht zu bewegen, um doch noch ins Landesparlament zu rutschen.

Die Partei zerbrach: Auf der einen Seite stand der Landtagsklub, auf der anderen Seite die Partei mit den Anhängern von Hosp. „Aber was tut ein Klub ohne Partei und eine Partei ohne Abgeordnete“, fasste Lindenberger gestern die Misere noch einmal zusammen.