Verwenden statt verschwenden
Von Julia Schrenk
Gisela (26) nimmt zwei Packungen Cornflakes, Brot, Bananen, einen Häuptelsalat, Mozzarella, Donuts, und Waschmittel und steckt alles in das Einkaufswagerl, das sie hinter sich herzieht. 3,50 Euro zahlt sie dafür. Gisela war nicht im Supermarkt einkaufen, sondern bei der LeO-Ausgabestelle in der Pfarre Alt-Ottakring.
LeO (Lebensmittel und Orientierung) ist ein Projekt der Caritas, das Armut und Lebensmittelverschwendung gleichzeitig bekämpfen soll. Wer bei LeO einkauft, ist von Armut betroffen.
Auch Gisela kommt jeden Freitag. "Ich habe derzeit ein sehr geringes Einkommen. Das hier hilft mir im Moment sehr." Die 26-Jährige hat eine kleine Tochter, das zweite Kind ist unterwegs.
Bewusstsein schaffen
Viele der Freiwilligen, die in der Lebensmittelausgabe der Pfarre Alt-Ottakring im Dienst der guten Sache stehen, sind über den KURIER-Aufruf im Winter zur Caritas gestoßen. So wie Franziska Schatten. Die 67-Jährige hilft jede dritte Woche. "Das gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben."
Etwas Sinnvolles will auch der KURIER machen. Gemeinsam mit der Caritas Wien wurde die Aktion "Wir verwenden, anstatt zu verschwenden" ins Leben gerufen. Bei einer Aktionswoche Ende Juni werden KURIER-Redakteure in Wien und Niederösterreich Lebensmittel verteilen. Die Aktion soll das Bewusstsein schärfen – denn noch immer landen zu viele Lebensmittel im Müll. Laut Caritas etwa eine Million Tonnen pro Jahr.
"1,2 Millionen Menschen sind akut arm oder armutsgefährdet", sagt Caritas-Präsident Michael Landau. "Das sind vielfach Menschen, die nicht wissen, ob sie das verbliebene Geld für Essen oder Heizen ausgeben sollen."
Auch die Politik reagiert auf die Problematik. Wie berichtet hat Bundeskanzler Werner Faymann Staatssekretärin Sonja Steßl beauftragt, einen runden Tisch zum Thema Lebensmittelverschwendung einzuberufen. Termin dafür gibt es bis dato noch keinen, "aber wir sind in intensiven Vorgesprächen mit Wirtschaftsvertretern und NGOs wie der Caritas oder der Volkshilfe", betont ein Steßl-Sprecher.
Dass ein eigenes Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung im Handel beschlossen wird, ist derzeit aber eher unwahrscheinlich. Denn weit mehr Lebensmittel werden in den privaten Haushalten als im Handel weggeworfen. Statt eines Verbotes dürfte man sich daher letztlich auf bewusstseinsbildende Maßnahmen einigen.
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