Chronik/Österreich

Trauriger Rekord: Zahl der Unfalltoten in Österreich auf 28-Jahreshoch

Die Unfallbilanz 2022 zeigt dringenden Handlungsbedarf: „Seit fast 30 Jahren gab es in Österreich nicht mehr so viele Menschen, die an den Folgen eines Unfalles in Österreich gestorben sind. Die Zahl der Unfalltoten ist im Vorjahresvergleich noch einmal um neun Prozent auf 3.099 Personen gestiegen und markiert damit ein 28-Jahreshoch.

Österreich sollte daher seine Maßnahmen in der Unfallprävention deutlich erhöhen“, erklärt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Ungenaue Totenscheine

Wie die Analyse der Todesursachenstatistik zeigt, sind zudem Unfälle, die nicht kategorisiert (also keiner bestimmten Unfallursache zugeordnet wurden) deutlich gestiegen. Offenbar deshalb, weil die Unfallursachen in den Totenscheinen nicht oder zu vage vermerkt werden.

„Österreich sollte auch bei Unfällen von alleinstehenden Personen ohne Fremdverschulden den Ursachen besser auf den Grund gehen, denn für die Präventionsarbeit ist dieses Wissen sehr wichtig. Nur so können wirksame Maßnahmen evaluiert und eingeleitet werden“, fordert die Expertin.

Gefährliche Stürze

Beachtlich ist die Zahl der verstorbenen Menschen nach einem Sturz: Bei Stürzen sind im Jahr 2022 in Österreich 1.006 Menschen ums Leben gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von zwölf Prozent und im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 (also der Vor-Corona-Ära) ein Plus von 14 Prozent.

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„Von Sturzunfällen sind ältere Menschen besonders häufig betroffen, wobei bei Männern die Gefahr für tödliche Stürze bereits ab 50 Jahren deutlich zu steigen beginnt, bei Frauen etwas später. Zudem ereignet sich bereits mehr als ein Viertel aller tödlichen Stürze zu Hause. Hauptgründe sind Straucheln, Stolpern und Ausgleiten, gefolgt von Unfällen auf Stufen und Treppen“, erklärt Trauner-Karner.

Hohe Dunkelziffer bei Alleinunfällen

Dass die Prävention bei Haushaltsunfällen weiter verstärkt werden muss, zeigt auch der Blick auf die Statistik der bei Unfällen verletzten Personen, die Krankenhausbehandlungen in Anspruch nehmen mussten: Insgesamt wurden im Vorjahr mehr als 735.000 Personen im Krankenhaus behandelt, wie aktuelle Auswertungen im Rahmen von KFV IDB-Austria zeigen.

Im Zuge dieser jährlich stattfindenden Erhebung wurden allein im Vorjahr in ausgewählten Spitälern in Österreich insgesamt rund 16.300 Interviews mit Unfallopfern geführt, die stationär oder ambulant nachbehandelt werden mussten. Im Anschluss werden die Ergebnisse hochgerechnet. Durch diese Erhebungsmethode kann beispielsweise auch die hohe Dunkelziffer bei Alleinunfällen erfasst werden, die in offiziellen Unfallstatistiken nicht aufscheint.

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Daheim ist es am gefährlichsten

Zudem lassen die Befragungen auch wichtige Aufschlüsse über den genauen Unfallhergang zu, was für die Präventivarbeit sehr wichtig ist. Laut KFV IDB-Austria verursachten Haushaltsunfälle im Vorjahr die meisten Verletzten (42%), gefolgt von den Bereichen Freizeit/Sport (33%), Arbeit/Schule (14%) und Verkehr (11%).

Wie die Auswertungen nach Altersgruppen zeigen, sind alle Generationen von Verletzungen nach Unfällen relativ betroffen, wobei sich die Behandlungskosten der Verletzten auf circa 2,58 Milliarden Euro beliefen.

Prävention

Bei Unfällen im Haushalt wurden 306.000 Personen verletzt, fast 220.000 davon aufgrund von Sturzunfällen. „Die Sturzprävention zu Hause wird auch aufgrund der Alterung der Gesellschaft immer dringender für Österreich. Bodenbeläge und Treppen sollten beispielsweise rutschfest sein und regelmäßig auf Beschädigungen und andere Stolperfallen überprüft werden. Beim nächtlichen Gang zur Toilette können Lichtsensoren die Sicherheit spürbar erhöhen. Sehr zu empfehlen ist auch festes Schuhwerk sowie die unmittelbare Entfernung von verschütteten Flüssigkeiten oder herumliegenden Kabeln“, empfiehlt Trauner-Karner.

„Parallel zu den Vorsichtsmaßnahmen ist es aber vor allem für ältere Personen auch sehr wichtig, körperlich aktiv zu bleiben, um möglichst lange den Haushalt selbständig verrichten zu können“, lautet ein weiterer Ratschlag der Präventionsexpertin.