Tiroler JVP-Chef wegen Fake-Gewinnspiels in der Kritik
Von Christian Willim
Seit vergangenem Herbst ist der Tiroler JVP-Chef Dominik Schrott Nationalrat. Zuvor hat er seine vor ihm gereihte VP-Rivalin Elisabeth Pfurtscheller in einem von dem 30-Jährigen intensiv geführten Vorzugsstimmenwahlkampf im Wahlkreis Oberland hinter sich gelassen. Die Gangart Schrotts hat dabei auch innerhalb der Tiroler Volkspartei für Murren gesorgt.
Nun wird der Nationalrat von seiner Kampagne eingeholt. Der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm wirft Schrott vor, bei einem Preisausschreiben während des Wahlkampfs eine Fake-Siegerin gekürt zu haben. Wilhelm veröffentlicht auf seiner Seite dietiwag.org ein Video, auf dem Schrott aus einem Lostopf eine Karin K. zieht. Laut dem Blogger soll dieser Name auf allen Zetteln gestanden haben. "Karin K. steht für Karin Kirchmair, ein auf Schrotts Facebook-Seite eingesetztes Fake-Profil seiner Agentur zur Unterstützung der Wahlkampagne", behauptet der Blogger zudem.
"Da ist ein Fehler bei der Agentur Smart Ventures passiert, die alle meine Wahlkampfaktivitäten organisiert hat", sagt Schrott zum KURIER zu der Verlosung. "Ich war nur fünf Minuten dort und habe ein Los gezogen", sagt Schrott, der mit der Organisation der Ziehung selbst nichts zu tun haben will. Er war bis zu seinem Einzug in den Nationalrat selbst bei dieser Agentur angestellt. Firmenchef Thomas Ziegler ist wiederum inzwischen Schrotts parlamentarischer Mitarbeiter. Man werde "aufgrund der aktuellen Berichterstattung und der dabei behaupteten Fehler" nun "alles daran setzen, um diese aufklären zu können", sagte dieser zum KURIER.
Rumoren im Wahlkampf
Wie Wilhelm mit einem Foto belegt, ist die Glücksfee bei der umstrittenen Ziehung selbst schon einmal als Gewinnern in Erscheinung getreten. Als Karin Kirchmair nahm sie den Hauptpreis eines Gewinnspiels bei einem Agentur-Kunden von Smart Ventures entgegen. Dabei war sie selbst Mitarbeiterin der Agentur. "Sie ist dort nicht mehr angestellt", sagt Schrott. Der Agenturchef würde bereits rechtliche Schritte prüfen, erklärte er noch am Dienstagvormittag. Am Nachmittag zog der Nationalrat die Reißleine.
Schrott trennte sich von seinem parlamentarischen Mitarbeiter und dessen Agentur. „Ich übernehme natürlich die politische Verantwortung für den Fehler der Agentur“, erklärte der ÖVP-Abgeordnete in einer Aussendung. Zudem werde er 1000 Euro als Ersatz für den Hauptpreis des Wahlkampf-Gewinnspiels an das SOS-Kinderdorf spenden, um alle weiteren Vorwürfe zu entkräften.
Der Tiroler JVP-Chef hat mit seinem Wahlkampf schon einmal für Aufsehen gesorgt. Im Oktober 2017 sorgte ein Rundschreiben im Wahlkreis Schrotts für Rumoren. Der Brief war als Wahlempfehlung von VP-Bundesobmann Sebastian Kurz zu lesen, der darum bat, Schrott die Vorzugsstimme zu geben. Das Schreiben war auch mit der Unterschrift des heutigen Bundeskanzlers signiert. Aus dem Büro von Kurz hieß es damals, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt habe. Kurz habe niemand persönlich bevorzugen wollen. Schrott wiederum sprach von einer akkordierten Aktion.