Tirol ließ Heimkinder für sich schuften
Die Hinweise, dass jugendliche Mädchen in Tiroler Kinderheimen ausgebeutet wurden, verdichten sich. Nach KURIER-Berichten über kaum bezahlte oder unbezahlte Arbeit für Tiroler Unternehmen in der Erziehungsanstalt St. Martin in Schwaz, berichtet die Tiroler Tageszeitung in ihrer Sonntagsausgabe, dass auch das Land Tirol in diesem Heim Arbeiten durchführen ließ.
Seit 1977 soll bekannt gewesen sein, dass ein Teil der Mädchen zu Arbeitsleistungen herangezogen wurde. Damals soll das Landeskontrollamt das Heim in Schwaz unter die Lupe genommen haben. Die bereits 1963 eingerichtete Lohnwäscherei des Heimes stand im Mittelpunkt. Als Auftraggeber sollen das "Bundesheer, die Landesberufsschule für Optiker, die Landesgebäudeverwaltung, das Landessportheim, das Tiroler Hilfswerk, die Tyrolia-Werke, der Sportklub Schwaz, das Volkshaus Schwaz, Gasthöfe und das Krankenhaus Schwaz" aufscheinen, schreibt die Zeitung. Im Bericht des Landeskontrollamtes wird schon 1977 kritisiert, dass rund der Hälfte der Mädchen ein Gutteil des eingehobenen Lohnes vorenthalten worden ist.
Therapie
Wie im KURIER berichtet, waren die Mädchen in St. Martin auch nicht sozialversichert. Das in Landesbesitz stehende Erziehungsheim hat die gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung der Jugendlichen vernachlässigt. Die Arbeiten wurden seinerzeit als "therapeutische" Maßnahmen eingestuft.
Nach wie vor stehen Vorwürfe im Raum, dass sich das Heim an den Löhnen der Mädchen bereichert haben könnte. Die damalige Heimleiterin Herta Tussetschläger wies im KURIER-Interview sämtliche Vorwürfe zurück.
Der zuständige Soziallandesrat Gerhard Reheis (SPÖ) hat mittlerweile die Einsatzgruppe "Arbeit in Tiroler Heimen" ins Leben gerufen.
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Hintergrund
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