Tiercoach: Wann Haustierhalter Dr. Google med. vet. vertrauen
Von Hedwig Derka
Dr. Google wird immer mehr zum Veterinärmediziner. „Heute nutzen Besitzer von Hunden und Katzen zunehmend Internetquellen, um Informationen über Fragen zur Tiergesundheit zu bekommen“, schlossen österreichische Forscher kürzlich aus der Auswertung von ca. 2.100 Online-Fragebögen. Etwa ein Drittel der Halter aus Österreich, Dänemark und Großbritannien hatte vor dem Besuch des Tierarztes zu möglichen Krankheiten und Therapien im WWW recherchiert; auch nach der Konsultation des Experten war die Meinung von Dr. Google med. vet. gefragt. Am häufigsten surften die Katzen- und Hundebesitzer auf Seiten von Tierärzten.
„Das Internet ist Segen und Fluch zugleich“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach kennt die Vor- und Nachteile der virtuellen Kollegen aus der Praxis und weiß, wo die meisten Falschmeldungen kursieren.
Vorwissen und Sorgen
„Der positive Aspekt ist, dass Klienten mit Vorbildung kommen“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Manche Diäten sind online übersichtlich erklärt, manche Krankheiten bei wiederholtem Lesen besser verständlich als beim Termin mit gestresstem Patienten an der Seite. Auch Missverständnisse lassen sich bei vorhandenem Basiswissen im Gespräch vor Ort schneller beseitigen. Nicht zuletzt ist die Abfrage von Hausmitteln durchaus sinnvoll.
„Die negative Seite ist, dass sich die Leute durch die Online-Infos irre machen lassen“, sagt Reitl. Wer nach der Erklärung für Symptome sucht, stößt auf häufige bis seltene Gesundheitsprobleme. Die richtige Einschätzung ist für Laien mitunter unmöglich. Im schlimmsten Fall fürchten Halter irreversible Schäden, chronisches Leid oder den Tod ihres Lieblings. Die oft unbegründete Sorge kann emotional extrem belasten. Die Faustregel „Seltene Krankheiten werden selten diagnostiziert“ wird dabei übersehen.
Vertrauenswürdige Quellen
„Prinzipiell kann man Dr. Google trauen“, ist der Zoodoc überzeugt. Vor allem die Internetauftritte namhafter Kliniken bieten fundiertes Wissen. Auch die Online-Seiten von großen Labors stellen seriöse Informationen bereit. Die Recherche mithilfe Künstlicher Intelligenz dagegen sei noch nicht ausgereift. Darüber hinaus ist bei Foren, in denen sich Betroffene austauschen, große Vorsicht geboten. Einzelne Erfahrungen lassen sich gerade in sensiblen Gesundheitsbelangen nicht übertragen.
„Mühsam für den Veterinärmediziner wird es, wenn sich Halter im Internet eine Meinung bilden und davon nicht abrücken“, sagt Reitl. So seien etwa für die Behandlung von Krankheiten mehrere Therapien möglich, der Experte entscheidet individuell. Fehlt hier das Vertrauen, ist ein Arztwechsel angebracht. Insgesamt betont der KURIER-Tiercoach: „Veterinärmediziner haben nichts zu verbergen. In der Regel bestätigt das Internet die Fachleute.“