Chronik/Österreich

Teuer versicherte Rumpelpisten

Weil aufgrund der desolaten Kärntner Straßen vermehrt Schadensmeldungen auftreten, hat die Haftpflichtversicherung kürzlich den Vertrag mit dem Land Kärnten aufgekündigt. Die neue Versicherungsvariante kommt jährlich empfindlich teurer, weil sie eine Selbstbehaltsklausel pro Schadensfall enthält.

2.555.000 Euro entrichtete das Land Kärnten von 2006 bis Ende 2015 an Prämien für die Haftpflichtversicherung bei der UNIQA. Wie die Schadensauswertung beweist, gewährte das Unternehmen in diesem Zeitraum allerdings Ersatzforderungen in der Höhe von 3.975.581 Euro. 750.000 Euro davon wurden für mögliche Begehrlichkeiten der vom Hexachlorbenzol-Skandal betroffenen Bevölkerung im Görtschitztal bereitgestellt. Diesbezüglich gibt es aber vorerst noch keinerlei Ansprüche. Rund 80 Prozent der restlichen Forderungen des Landes Kärnten würden den Straßenbau betreffen, schlüsselt der Versicherungsmakler auf.

Reißleine gezogen

"Kärntens Straßen sind leider inzwischen so desolat, dass es vermehrt zu Unfällen kommt, für die letztlich der Straßenerhalter – also das Land – geradestehen muss". So bestätigt Gerhard Köfer (Team Stronach Kärnten), dass der Straßenzustand im südlichsten Bundesland mangelhaft ist. Ihm als Straßenbaureferenten seien aber die Hände gebunden, weil ihn die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition zum Sparen verdonnere.

Die Versicherung habe laut Köfer nur die Konsequenz aus den zahlreichen Schadensfällen auf Landesstraßen ziehen müssen und den Haftpflicht-Vertrag mit dem Land aufgekündigt – diese Maßnahme wurde Ende Juni dieses Jahres wirksam.

Mit der Wiener Städtischen konnte per europaweiter Ausschreibung rasch ein neuer Partner gefunden werden. Der Vertrag ist seit 1. Juli 2016 gültig, die Jahresbruttoprämie sank sogar auf 219.500 Euro.

Selbstbehalt

Allerdings trügt der Schein, dass das Land nun billiger davon kommt: Im Gegensatz zur bisherigen Lösung enthält die neue Haftpflichtversicherung nämlich eine Selbstbehaltklausel: 2000 Euro pro Schadensfall. Rund 65 diesbezügliche Meldungen sind zuletzt im Schnitt pro Jahr aufgetreten. Geht man davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt, so kommt die neue Variante das Land Kärnten empfindlich teurer: um rund 100.000 Euro pro Jahr.

Sperren angedacht

Köfer glaubt sogar, dass Schadensmeldungen im Zusammenhang mit löchrigen Straßen weiter zunehmen würden, "weil es in diesem Bundesland bald nur mehr Rumpelpisten geben wird" .

Im Vergleich zu seinem Vorgänger als Straßenbaureferent (Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPÖ), Anm.) sei das Budget in diesem Ressort von 50 auf 17 Millionen jährlich gesunken. "Andererseits nahmen aber Katastrophenschäden zu, Planungen sind unmöglich. Ich muss schon Leute von bestehenden Baustellen abziehen, um anderswo kurzfristig Straßen flicken zu lassen." Er werde künftig desolate Straßen sperren lassen müssen, denn sie würden sich vermehrt als "Harakiri-Geschichte" entpuppen.