Chronik/Österreich

Millionenerbschaft im Zwielicht

Ein Innsbrucker Arzt steht seit Wochen im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft (der KURIER hat mehrfach berichtet.) Es besteht der Verdacht, dass er sich das Erbe einer 2004 verstorbenen Tirolerin durch ein gefälschtes Testament erschlichen haben könnte. Und auch die Umstände einer zweiten Erbschaft, die der Mediziner 1995 angetreten hat, werden intensiv beleuchtet.

Damals verstarben eine vermögende Innsbruckerin und kurz darauf ihr 57-jähriger Sohn. Beide waren bei dem Arzt in Behandlung. Ihre Leichen wurden Ende September 2014 exhumiert. "Es wird überprüft, ob Medikamente verabreicht wurden, die nicht in den Patientenakten vermerkt sind", erklärt Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Das toxikologische Gutachten ist noch ausständig.

"Sehr makaber"

Für Wilma Furgler war sofort klar, dass es sich bei den Verstorbenen um ihren geschiedenen Mann Christoph Furgler und ihre ehemalige Schwiegermutter Hedwig handeln musste. Die Wienerin hatte im KURIER gelesen, dass sich die beiden ihre letzte Ruhestätte jetzt mit dem verdächtigten Arzt teilen müssen – er hat sich nach einer Einvernahme zu den Fällen Mitte Oktober das Leben genommen. Mit dem Erbe war auch das Benutzungsrecht für das Grab an den Arzt übergegangen. "Das ist sehr makaber, dass er jetzt dort liegt", sagt die 75-Jährige.

Sie verfolgt den Fall mit höchstem Interesse, auch wenn es für die Dame dabei um keinerlei mögliche Ansprüche geht. "Ich habe keine Rechte. Und ich will auch keine Rechte. Mein Mann und ich haben uns 1967 im Guten getrennt und hatten losen Kontakt", erzählt sie. Die Ehe war kinderlos geblieben.

Der Nachlass, um den es geht, ist beträchtlich. "Meine Schwiegermutter stammt aus Wien und war aus sehr reichem Haus", erzählt Furgler. So ist auch zu erklären, dass der Innsbrucker Mediziner ein Mietzinshaus in Alt-Hernals geerbt hat. "Darin war damals unsere eheliche Wohnung", erklärt Furgler.

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Die Immobilie dürfte der Mediziner 2009 zu Geld gemacht haben. Seit damals steht eine bekannte Innsbrucker Immobilienfirma im Grundbuch, die bis auf zwei Wohneinheiten, die Privaten gehören, alle Anteile hält.

Nach einer Woche tot

Für Wilma Furgler besteht kein Zweifel daran, dass ihr Ex-Mann krank war. Dessen Mutter habe ihr Testament zu Gunsten des Arztes geändert, „damit der sich um Christoph kümmert“, sagt die Pensionistin. Sie hegt keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Testaments, sehr wohl aber an den Todesumständen von Mutter und Sohn: „Mir ist das damals komisch vorgekommen, dass sie beide innerhalb einer Woche verstorben sind.“

Die Staatsanwaltschaft hat im Sommer 2014 Hinweise erhalten, die Zweifel am natürlichen Tod der Tiroler aufkommen ließen. Sollte der Mediziner seine Finger im Spiel gehabt haben, könnte er nicht mehr belangt werden.

Im zweiten Erbschaftsfall wird jedoch gegen lebende Personen ermittelt. Es soll sich um vier Zeugen des möglicherweise gefälschten Testaments handeln. Laut eines Berichts der Tiroler Tageszeitung soll der Arzt einst ausgesagt haben, sie mit je 35.000 Euro für einheitliche Aussagen vor dem Richter entlohnt zu haben.