Chronik/Österreich

Oberösterreicher vor Augen seiner Frau von Hai getötet

Bei Martin Raab sitzt der Schock tief. Der Bürgermeister von Hofkirchen im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach) war gut mit Fritz B. befreundet. Der 66-Jährige ist am Samstagnachmittag in der südafrikanischen Hafenstadt Port St. Johns ums Leben gekommen. "Er ist unmittelbar vor seiner Frau geschwommen. Sie hat ihn noch schreien hören: Ein Hai", erzählt Raab. Dann sei der Pensionist von dem Tier aufs Meer hinausgezogen worden. Die Wasserrettung (NSRI) konnte später nur noch die Leiche des Mannes bergen.

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Die Helfer wurden von der Anrainerin Cat Yazbek alarmiert, die gegenüber City Press berichtete: "Die Leiche treibt im Wasser umher. Es ist schrecklich." Der Angriff soll sich im brusttiefen Wasser am sogenannten "Zweiten Strand" von Port St. Johns an der Südostküste Südafrikas ereignet haben.

Acht tödliche Angriffe

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Der gilt als der gefährlichste der Welt, was Haie betrifft: Seit 2007 wurden dort acht tödliche Angriffe registriert. Ob sich Fritz B. der Gefahr bewusst war, in die er sich begab, ist nicht bekannt. Welche Haiart den Mann getötet hat, steht noch nicht fest – ebenso wenig wie die Todesursache. "Wir haben die Leiche der Gerichtsmedizin übergeben", erklärt NSRI-Sprecher Craig Lambinon gegenüber dem KURIER. Die werde feststellen, ob der Oberösterreicher ertrunken oder an den schweren, durch die Haiattacke verursachten Verletzungen gestorben ist.

Verwandte der Witwe haben sich indes auf den Weg nach Südafrika gemacht, um sie zu unterstützen. "Die beiden haben sehr viel miteinander gemacht. Vor allem seitdem Fritz vor fünf Jahren in Pension gegangen ist, haben sie das Leben genossen und sind auch viel gereist", erzählt Bürgermeister Raab.

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Der Tod des pensionierten Tiefbauingenieurs hinterlasse ein tiefes Loch in der 1500-Einwohner-Gemeinde. "Er hat dem Ort sehr viel geholfen, aktuell hat er uns gerade beim Bau einer Straße beraten. Außerdem haben wir mit seiner Hilfe ein Heizkraftwerk gebaut", sagt der Ortschef. Vor zwei Wochen habe sich Fritz B. verabschiedet und gesagt: "Anfang April bin ich wieder da." Als in ersten Medienberichten von einem 72-jährigen Todesopfer die Rede war, hat Raab noch gehofft, dass es sich nicht um Fritz B. handelt. Am Sonntag kam jedoch die endgültige Bestätigung. Der 66-Jährige hinterlässt drei Kinder und mehrere Enkelkinder.

Die bessere Erfassung von Angriffen, aber auch die Zunahme des Tourismus an den Stränden haben die registrierte Anzahl an Hai-Attacken auf Menschen im vergangenen Jahrzehnt deutlich steigen lassen. Laut den Daten des International Shark Attack File (ISAF) der Universität Florida werden weltweit rund 70 bis 100 Menschen jährlich von Haien angegriffen. Für fünf bis 15 Menschen endet das tödlich.

Für das Jahr 2013 listet ISAF im Internet weltweit 13 tödliche Angriffe auf – der aktuelle Unfall war noch nicht erfasst. Ungeachtet dieser Zahlen ist das Risiko, vom Blitz erschlagen zu werden, laut ISAF 76-fach höher, als jenes, von einem Hai getötet zu werden.

Die größte Gefahr von Hai-Attacken droht im Pazifik. Im Mittelmeer sind sie äußerst selten. Der letzte tödliche Unfall in Europa ereignete sich 1984 in Griechenland. Dass ein Österreicher von einem Hai getötet wurde, ist zuletzt 2008 passiert. Ein Wiener wurde dabei vor der Küste Floridas angegriffen.