Chronik/Österreich

Studie über Flüchtlinge: Religiös und antisemitisch

Jung, männlich, sehr religiös, konservativ und antisemitisch: So lassen sich jene muslimischen Asylwerber beschreiben, die in Graz leben. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Ednan Aslan, Professor für islamische Religionspädagogik an der Uni Wien, erstellt hat.

Auftraggeber war das Integrationsressort der Stadt. "Wir wollten wissen, wer lebt bei uns?", begründet Stadtrat Kurt Hohensinner, ÖVP. Von seinem Ressort kam auch die Fragestellung für die Studie: Religiöse und ethische Orientierungen von muslimischen Flüchtlingen in Graz. Im Gegensatz zur umstrittenen Wiener Kindergartenstudie seien Aslans Ergebnisse in Graz "eins zu eins" übernommen worden.

Ein Jahr lang arbeiteten Aslan und sein Co-Autor Heinz Streib, Uni Bielefeld, an der Expertise. 288 Asylwerber wurden befragt, rund 4000 leben derzeit in Graz und Umgebung in der Grundversorgung.

Tradierte Werte

Zwei Drittel der Flüchtlinge sind demnach Männer, die meisten von ihnen unter 30 Jahre alt. "Das Grazer Bild ist dominiert von jungen Männern", beschreibt Aslan. Jugend allein bedeutet aber offenbar nicht automatisch Aufgeschlossenheit: Diese neu zugezogenen Muslime würden ihre tradierten, konservativen Werte bewahren wollen. Insgesamt gaben 44 Prozent aller Befragten an, Gewalt gegen Frauen gutzuheißen, falls diese ihren Mann betrügen. 55 Prozent glauben an die Hölle für Ungläubige, 70 Prozent gehen jeden Freitag zum Pflichtgebet in die Moschee. Überhaupt hätten viele erst hier begonnen, ihre Religiosität zu entdecken. "Das heißt, Moscheen haben einen gewissen Einfluss auf diese Menschen", gibt Aslan zu Bedenken.

Hoch ist auch der Anteil jener Zuwanderer mit deutlich antisemitischer Einstellung: 44 Prozent sagen, die jüdische Religion sei schädlich. Das erkläre sich aus der Herkunft, überlegt Aslan. "Für gewisse Flüchtlinge ist Judenfeindlichkeit eine Selbstverständlichkeit. Das hat hier durch die Flüchtlingsbewegung eine neue Dimension bekommen."

Schiiten dominieren

Während in Wien syrische Flüchtlinge das Bild prägen, sind es in Graz Afghanen. Das ändere laut Aslan auch die Dominanz in Richtung der Schiiten, bei denen religiöse Autoritäten und Verbundenheit zu Herkunftsländern größere Rollen spielten. Politisch bedeute das, dass Länder wie Iran oder Irak versuchen könnten, Einfluss auf diese Gruppen zu nehmen.

Für die Politik ergäben sich mehrere Ansätze, erläutert Stadtrat Hohensinner: Der Dialog mit anderen Religionen soll forciert, weibliche Flüchtlinge müssen besser unterstützt werden. Für Frauenrechte, Religion und Arbeit werden eigene Expertengruppen eingesetzt. Doch es geht auch im Kleinen: So drängt Hohensinner als Sportstadtrat muslimische Verbände, die eigene Sportvereine gründen wollen, dazu, doch das bestehende Angebot der Stadt zu nützen.