Streetart: Frau Isa bricht die Regeln der Männer
Von Lisa Rieger
Mit 16 Jahren fing sie an, Graffiti in Klagenfurt zu sprayen. Ein paar Burschen aus ihrer Klasse hatten sie mitgenommen. Frau Isa wusste schon früh, was sie werden wollte. Schon als Kind hatte sie eine ausgeprägte künstlerische Ader. Doch für Sprayerinnen war es damals ein hartes Pflaster damals.
„Ich habe nie Schriftzüge gemacht, sondern immer Menschen, Figuren oder Tiere. Das war nicht gerne gesehen von den harten Typen, dass ich als Mädchen Positives mache“, erzählt die heute 33-Jährige.
Oft wurden ihre Murals (Wandgemälde, Anm.) übermalt, daneben war „Hure“ hingeschrieben. Sie solle die Regeln lernen, wurde ihr oft gesagt, zu einer Zeit als Schriftzüge die Graffiti-Szene dominierten.
Frau Isa hat immer weitergemacht, auch in Wien dann, wo sie bis heute lebt. Sie hat sich nicht beirren lassen. „Irgendwann hat sich das Bild gewandelt, und dass ich eine Frau bin, wurde positiv gesehen“, sagt sie. Und auch das schwierige Verhältnis zu den männlichen Kollegen aus der Jugend hat sich mittlerweile gelegt.
Als Frau Isa angefangen hat, gab es drei Frauen – sie eingeschlossen –, die Street-Art in Österreich gemacht haben. Jetzt seien es mehr. „Street-Art wurde in den vergangenen zehn Jahren immer salonfähiger. Das hat es auch für Frauen leichter gemacht.
Es gibt genug kreative Künstlerinnen in Österreich“, sagt Frau Isa. Früher seien Graffiti mit Illegalität in Verbindung gebracht worden, heute werde es von den Menschen mehr als Verschönerung der Stadt wahrgenommen. Immer mehr Künstler heutzutage kämen auch von der Universität und würden Kunst einfach in einer großflächigen Variante betreiben.
Trotzdem: Frau Isa ist auch heute noch in einer Crew mit neun anderen Männern. „Aber wenn man dranbleibt, kann es jeder schaffen“, motiviert sie Frauen.
„Leise und verträglich“
Frau Isa kann hauptberuflich von der Kunst leben. Sie ist Street-Art-Künstlerin und Illustratorin. Die Aufträge für die Murals seien stetig größer geworden.
Ihre Werke an den legalen Wänden in den Städten seien gesehen worden, dann wurde sie gefragt, ob sie auf Garagen malen möchte, dann kamen Festivals und später Städte als Auftraggeber hinzu. Ihre Kunst ist mittlerweile unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Luxemburg, Belgien, Mauritius und der Dominikanische Republik zu sehen.
Ihre Auftraggeber schauen, dass ihr Stil zur Umgebung passt. Sie selbst wird häufig in Nachbarschaften mit Schulen oder Kindergärten gebucht, „weil mein Stil nicht so aggressiv ist“, wie sie erklärt. „Manche Künstler sind schrill und laut, ich bin leiser und verträglicher, nicht so aufwühlend“, beschreibt sie ihre Arbeit, die mit ihr immer erwachsener und fraulicher geworden sei.
In Wien befindet sich ihr größtes Werk in Neubau, auch neben einem Spielplatz. Es heißt „Vintage Love Affair“. Für ein großflächiges Werk wie dieses, das sich über die Wand eines mehrstöckigen Hauses erstreckt, braucht sie zwischen drei und sieben Tagen.
Mehr Zeit stehe meistens auch gar nicht zur Verfügung, weil Hebebühne und Kran teuer sind. Sie malt freihändig und verwendet keine Raster. Die Orientierung zu bewahren sei „Gefühlssache“, die Arbeit selbst schmutzig. „Man muss Schwerstarbeit leisten, es ist körperlich extrem anstrengend, dreckig und teilweise nicht lustig“, sagt sie.
Wenn sie später an ihren Werken vorbeigeht, betrachtet sie sie kritisch, denkt aber auch, „dass es cool ist, ein Zeitzeugnis für den Stil zu haben, den man hatte“. Inspiration schöpft sie aus ihrem Leben: „Von Keramiken, Modefotografien aus den 1940/50er-Jahren, der Natur, aber auch von Gebäuden in Wien.“
Diese würden es teilweise auch schwer machen, Straßenkunst in Wien zu betreiben, weil viele denkmalgeschützt sind. Trotzdem habe sich viel getan und „die Stadt geht in eine richtige Richtung“.