Zweiter Stolperstein-Schmierer in U-Haft
Von Christian Willim
Sie waren beide keine unbeschriebenen Blätter und in der rechten Szene Salzburgs unterwegs. Der eine sitzt bereits seit Oktober in U-Haft. Die wurde nun auch über den 21-Jährigen Freund des 20-Jährigen verhängt. Gemeinsam sollen sie seit August 56 „Stolpersteine“ in Salzburg mit schwarzer und roter Farbe beschmiert haben. Die in Gehsteige einzementierten Gedenksteine sollen an Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Die Polizei legt den beiden auch noch rechtsextreme Schmierereien zur Last.
Volles Geständnis
„Der erste Verdächtige hat zunächst alles auf sich genommen“, erzählt Hermann Rechberger vom Landesamt für Verfassungsschutz. Doch die Ermittlungen im Freundeskreis des 20-Jährigen hätten nach und nach immer mehr Beweise gegen den nun Inhaftierten erbracht. „Er hat letztlich ein volles Geständnis abgelegt.“
Von Lausbubenstreichen kann bei den Vandalenakten der beiden keine Rede sein. „Sie stehen zu ihrer Gesinnung“, sagt Rechberger. Der Ersttäter sei etwa als Gast eines Salzburger Lokals erfasst gewesen, das 2012 wegen des Spielens rechtsextremer Musik geschlossen wurde.
Der nun verhaftete 21-Jährige setzte seine Schmieraktionen auch fort, als sein Freund bereits hinter Gittern saß. „Wir waren zuerst nicht sicher, ob es sich um einen Nachahmungstäter handelt, da die Steine mit roter statt schwarzer Farbe beschmiert wurden“, erklärt Rechberger.
Die beiden Burschen wurden nach dem Verbotsgesetz und wegen schwerer Sachbeschädigung angezeigt. Das gilt auch für drei weitere Komplizen im etwa gleichen Alter, welche die Ermittler als Mittäter ausforschen konnten.
Große Erleichterung über den Fahndungserfolg der Polizei herrscht beim Personenkomitee Stolpersteine. „Für uns war das alles mit großem Aufwand verbunden“, erzählt Sprecher Thomas Randisek. „Ich glaube, viele wissen nicht, was für ein Strafrahmen auf solche Taten steht“, warnt er vor ähnlichen Aktionen. Denn das österreichische Verbotsgesetz sei relativ scharf.
"Stolpersteine" ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Die mittlerweile rund 42.500 Steine finden sich nicht nur in Deutschland, auch in 15 weiteren europäischen Ländern, darunter auch in Österreich, hat das Projekt Fuß gefasst.