Chronik/Österreich

Stadtrat Hanke: "Erobern wir die Beisln zurück"

Zwei bis drei Jahre. So lange werde es wohl dauern, bis sich der Tourismus in Wien von der Corona-Krise wieder erholt hat, sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Das ist eine lange Zeit. Für viele (vor allem kleine) Betriebe vielleicht zu lange.

Der Tourismus ist – mit rund 17,6 Millionen Nächtigungen im Vorjahr – eine der wichtigsten wirtschaftlichen Säulen Wiens. Mit den Reise- und Ausgangsbeschränkungen ist sie in sich zusammengebrochen. Im März lag das Minus bei den Nächtigungen bei 72,5 Prozent. Über das laufende Jahr gerechnet erwartet Hanke für die Wiener Tourismusbranche ein Minus von bis zu 40 Prozent.

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Wien habe wegen des ganzjährigen Städtetourismus „noch stärker mit Einbußen zu kämpfen als der saisonale Tourismus in anderen Bundesländern“, sagt Hanke im Gespräch mit dem KURIER.

Städtetourismus leidet

Die Maßnahmen, die die Bundesregierung zur Unterstützung der Unternehmer gesetzt habe, unterstütze er, sagt Hanke. Er fordert aber noch mehr: Für die betroffenen Betriebe – aber auch für alle anderen Wiener – brauche es „endlich Planungssicherheit“. Der Bund sorge mit seinen „fragmentierten Vorgaben, die sich jede Woche ändern“, laufend für Unklarheit, sagt Hanke.

Vor allem der – für die Stadt so wichtige – Kongresstourismus könne erst wieder anlaufen, wenn es mittelfristig Sicherheit gebe: „Wir müssen wissen, wie es im Herbst weitergeht. Nur dann können wir beginnen, die wichtigen Kongressbetreiber wieder nach Wien einzuladen.“

Vor allem Kongresstouristen seien bei ihren Besuchen in Wien ein „Wohlfühlpaket“ gewöhnt. Dieses beinhalte Gastronomie und kulturelle Events – die derzeit geschlossen, abgesagt oder zumindest stark eingeschränkt sind.

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Auch strukturell müsse man den betroffenen Betrieben noch stärker unter die Arme greifen, fordert Hanke: Das geltende Kurzarbeitsmodell greife für den Tourismus zu kurz.

„Ich wünsche mir vom Bund, dass die Regelung bis ins erste Quartal 2021 verlängert wird.“ Die Chancen, dass es dazu komme, stünden gut: „Es braucht einen Schulterschluss von Bund und Ländern“, sagt Hanke.

Europäische Lösung

Einen solchen erhofft sich Hanke übrigens auch von den europäischen Ländern: „Wir müssen auf dem Kontinent einen vernünftigen Weg finden, mit dem Coronavirus umzugehen.“ Eine internationale, „vertrauenswürdige“ App, die potenziell Infizierte warne (ganz ähnlich der Rotkreuz-App in Österreich, Anm.), könne

dabei helfen, die Grenzen schrittweise wieder zu öffnen. Vor allem der Wiener Tourismus ist international geprägt. Rund 83 Prozent der Nächtigungen entfallen in einem normalen Jahr auf das Ausland.

Bis die Gäste aus dem Ausland wieder kommen, hofft Hanke auch in der Gastronomie auf die Wiener: „Ich hoffe, dass die Wiener ihr altes Leben zurückwollen und dass die Normalität nach den einschneidenden Erlebnissen schnell wieder in den Köpfen ankommt. Erobern wir die Beisln zurück.“