Chronik/Österreich

So schützen wir uns langfristig

Wenn der Direktor des Nationalparks Donauauen, Carl Manzano, in der Früh sein Haus in Orth an der Donau verlässt, gilt sein erster Blick dem Hochwasser-Schutzdamm, hinter dem sein Haus steht. „Nach den ersten ganz schlimmen Prognosen habe ich mir große Sorgen gemacht“, sagt der Biologe und Anrainer des Nationalparks. Zu Recht: Auch wenn der Pegelstand von 2002 nicht überschritten werden dürfte, ist Orth laut Gefahrenlandkarte „hochgefährdet“. Manzano weiß: „Die Au ist plattlvoll.“

Es gibt viele Siedlungen wie Orth, die diesmal noch davongekommen sind, für die Zukunft ist das aber nicht garantiert. Laut Klimaforschern werden heftige Regenfälle und Überschwemmungen häufiger.

Nach uns die Sintflut

„Wir können die Dämme nicht weiter erhöhen und das Hochwasser den Ungarn und Slowaken hinunter schicken. Wenn das nächste Hochwasser größer ausfällt als das jetzige, haben wir zu wenig Platz, um das Wasser zurückzuhalten, damit es keinen Schaden anrichtet“, sagt Manzano und fordert: „Die Flüsse brauchen mehr Raum.“

Der technische Hochwasserschutz stößt an seine Grenzen. In mehreren Naturversuchen von der oberen Drau bis zur Donau unterhalb von Wien werden deshalb seit einigen Jahren mehr als 25 Aulandschaften neu geschaffen. Diese Wasserwälder sollen die Flut zurückhalten. Die Ergebnisse an der Donau in Niederösterreich sind ermutigend, sagt Manzano: „Wir haben 2006 bei Hainburg die harte Uferverbauung entfernt und seither hat sich die Donau um 20 bis 30 Meter verbreitert. Das bedeutet eine Senkung des Wasserspiegels zwischen 20 und 60 Dezimeter an dieser Stelle. Die Siedlungen wird man immer schützen müssen, aber man muss auch Wasserrückhalte-Flächen schaffen.“

So funktioniert der Natur-Hochwasserschutz:

Rückbau und Vernetzung Bei der Regulierung der Donau im 19. Jahrhundert wurden die Altarme vom Hauptstrom abgetrennt, um Treppelwege zu errichten. Nun werden bis zu 40 Prozent dieser Pfade unmittelbar am Ufer weggerissen und dadurch Altarme erstmals seit Jahrzehnten wieder durchströmt. Die Folge: Das Flussbett bleibt offen, ein Teil des Hochwassers wird abgeleitet. Stellenweise erhält der Strom so sein ursprüngliches Gepräge als verästeltes Netz aus größeren und kleineren Flussarmen zurück. Weitere Maßnahmen: Querbauwerke, Buhnen, die das Wasser in die Hauptfahrrinne des Flusses leiten, werden abgesenkt. Parallel dazu wird mit Schottergraben versucht, die Eintiefung des Flusses zu verlangsamen. Hier kam den Wasserbauern das Hochwasser dazwischen, die Arbeiten waren erst zur Hälfte abgeschlossen. Manzano: „Die Donau ist nicht dazu da, unsere Wünsche zu erfüllen.“

Gesamtkonzept Von der Quelle im Oberlauf bis zum Mittel- oder Unterlauf eines Flusses (die Donau bei Wien hat Mittelgebirgscharakter) müssen ausreichend große Überschwemmungsgebiete vorhanden sein.

Abgeltung Da die Republik nicht über genügend Grundstücke verfügt, müssen flussnahe landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen werden, deren Besitzer, im Fall einer Überschwemmung „fair entschädigt“ werden.

Unter www.hora.gv.at erfahren Sie per Adressabfrage den Gefährdungsgrad Ihres Hauses oder Grundstücks. Die Plattform der „Hochwasserrisikozonierung Austria“ ging 2006 online. In den ersten Monaten registrierte man 15 Mio. Zugriffe.