Chronik/Österreich

Bengalische Feuer werden aus Stadien verbannt

In der kommenden Woche wird der Generalsekretär im Innenministerium, Peter Goldgruber, einen Erlass herausgeben, der in der Sportszene gewaltig Staub aufwirbeln wird. De facto werden die umstrittenen bengalischen Feuer aus den heimischen Fußballstadien verbannt. Das Gleiche gilt auch bei Skirennen in Kitzbühel oder Schladming.

Verboten wurde diese Art der Pyrotechnik in Sportstätten bereits 2010. Allerdings wurde ein Schlupfloch freigelassen. Für bestimmte, besondere Anlässe kann eine Ausnahmebewilligung beschlossen werden. Nach Verhandlungen zwischen Vereinen, Polizei und Fans wurde diese sehr großzügig ausgestellt. In Hütteldorf dürfen Rapid-Fans seit rund einem Jahr legal zu jeder Zeit in einem bestimmten Korridor angemeldete Pyrotechnik abbrennen. Auch die Fanszenen von Austria Wien, Sturm Graz und Austria Salzburg zogen diese Karte. Seither gehört die "Pyro" wieder verstärkt dazu. Zuletzt gab es sogar in Salzburg bei Red Bull angemeldete bengalische Feuer.

Allerdings sind Anzeigen wegen Übertretungen trotzdem keine Seltenheit.

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Vorstoß von Mahrer

Dem ÖVP-Polizeisprecher im Parlament, Karl Mahrer, ist die Pyrotechnik ein Dorn im Auge. Er verweist auf Studien im Auftrag der UEFA, die nicht nur die hohen Temperaturen von bis zu 2500 Grad Celsius als Gefahr ansieht. Die Signalfackeln "produzieren giftige Verbrennungserzeugnisse, einschließlich Schwefeloxide, Stickstoff und solide Metalloxide", heißt es da. Sogar von "akuten toxischen Wirkungen" und "krebserregenden Folgen" ist in der Studie des englischen Sprengstoff-Experten Tom Smith zu lesen. Mahrer spricht gegenüber dem KURIER von Gefahren für Besucher und Polizisten: "Die Stadien müssen familienfreundlich werden. Teilweise gibt es hier Verhältnisse wie im rechtsfreien Raum. Fußball ist ein Familiensport und da müssen 500 bis 700 Polizisten pro Derby eingesetzt werden." Personen, "die wie vermummte Kriminelle ausschauen" und bengalische Feuer zünden, sind für Mahrer fehl am Platz.

Bei einem Gespräch zwischen Mahrer und Goldgruber wurde kürzlich beschlossen, die Ausnahmen stark einzuschränken. "Diese gibt es nur mehr für besondere Anlässe. Ein Fußballspiel ist nichts Besonderes", sagt Christoph Pölzl, Sprecher von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). Ausnahmen gebe es künftig nur mehr für "ein Finale der Champions League oder für eine Weltmeisterschaft". Beides wird es in Österreich nicht geben. Pölzl: "Bei einer Ski-WM kann man darüber reden. Wenn Rapid Meister wird, dann wird es so etwas schon geben. Aber das wird nun sehr restriktiv ausgelegt."

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Empörung im Fußball

Die betroffenen Klubs sind entsetzt. Austria-Vorstand und ÖFB-Präsidiumsmitglied Markus Kraetschmer meint, dass "Verbote alleine" nichts helfen werden. "Das ist Teil der Fankultur, und es ist besser, das zu kontrollieren als es zu verbieten". Die Austria wollte vor allem in der ausgebauten Generali Arena ab Sommer 2018 Ausnahmegenehmigungen für die "Bengalen" beantragen.

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Noch schärfer reagiert der Verein mit der größten Fanszene. "Es ist in all den Jahren bei dem aktuell praktizierten legalen Einsatz von Pyrotechnik bei uns kein Verwender zu Schaden gekommen. Diese Initiative würde keine Probleme lösen, sondern künstlich neue schaffen", meint Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek, der verwundert feststellt: "Mahrer hat in seiner Funktion als Vizepräsident der Wiener Polizei mitgeholfen, dass wir ein Best-Practice-Beispiel haben, dem viele Vereine folgen wollen. Die Legalisierung bringt seit 2017 mehr Sicherheit für alle."

Peschek verweist darauf, dass "kein Polizei-Experte Verbannung von Pyrotechnik garantieren kann. Selbst bei der EM 2016 wurden ’Bengalen’ gezündet. Bilder von Vermummten gibt es beim Einsatz verbotener Pyrotechnik und der damit verbundenen Kriminalisierung."

Pescheks Appell an Mahrer und Kickl: "Es wäre besser, mit Betroffenen und Experten zu sprechen als über sie."

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