"Sektenähnliche Strukturen": Behörde hat Privatschule im Visier
Isolation von Kindern, Gewalt, autoritäre bzw. sektenähnliche Strukturen, umstrittene Unterrichtsmethoden: Von derartigen Vorwürfen gegen die Glaubensgemeinschaft "Werktätige Christen" samt dazugehöriger Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht (Zeugnisse sind jenen von öffentlichen Schulen rechtlich gleichgestellt, Anm.) in Seekirchen im Salzburger Flachgau berichtete die ORF-Sendung "Am Schauplatz" am Donnerstagabend.
Zu Wort kam darin auch Seekirchens Bürgermeisterin Monika Schwaiger (ÖVP). Sie sei "schockiert" über die Berichte von Betroffenen, die zum Teil auf dem Bauernhof gelebt hatten, sagt Schwaiger zum KURIER. In Seekirchen stehe man der Gemeinschaft "sehr kritisch" gegenüber. Neu sind die Vorwürfe nicht. "Ich weiß, dass die zuständige Behörde seit zwölf Jahren da dran ist", sagt Schwaiger. Der geplanten Erweiterung der Schule von derzeit 20 auf 100 Schüler, von der die Salzburger Nachrichten Anfang September berichteten, will Schwaiger "unter diesen Umständen auf keinen Fall" zustimmen. Laut der Stadtchefin laufe mittlerweile auch ein "Verfahren wegen Gefährdung des Kindeswohls".
Verschwiegenheit
Die im Fernsehbericht involvierten Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen, wie von der Kinder- und Jugendanwaltschaft und dem Landesschulrat, dürfen sich dazu nicht mehr äußern. Ein Beschluss des Bezirksgerichts Neumarkt zu einem laufenden Pflegschaftsverfahren verbietet den Beteiligten sich zu allen "Tatsachen über die aktuellen Lebensumstände innerhalb der Gemeinschaft der Werktätigen Christen sowie den physischen und psychischen Gesundheitszustand der Minderjährigen" zu äußern. "Es dürfen zum Schutz der Betroffenen keine Informationen mitgeteilt werden. Als nächster Schritt ist die pflegschaftsgerichtliche Entscheidung des zuständigen Gerichts abzuwarten", heißt es von Franz Wieser, Sprecher des Landes Salzburg, auf Anfrage.
Kindeswohl vorrangig
Seitens der Justiz verweist man auf eine Informationssperre, "weil über derartige Verfahren keine Auskünfte erteilt werden, da das Kindeswohl im Zentrum steht", sagt Peter Egger, Sprecher des Landesgerichts Salzburg.
Die Anfrage des KURIER um eine Reaktion auf die erhobenen Vorwürfe ließ die Schulleitung unbeantwortet. In einer "offiziellen Stellungnahme der externen Elternschaft", die auf der Internetseite der Schule veröffentlicht wurde, wehrt man sich. Der Verfasser ortet in der Berichterstattung "einen weiteren Versuch, das Ansehen ganzheitlich arbeitender Bildungseinrichtungen zu ruinieren". Außerdem seien "sofort rechtliche Schritte dagegen unternommen" worden.