Chronik/Österreich

Schlamperei im Strafamt: 400.000 Euro Schaden

Ungeahnte Ausmaße haben die Ermittlungen im Strafamt der Bezirkshauptmannschaft Zell am See, Salzburg erreicht: Statt der anfangs geschätzten 100.000 Euro, die dem Amt durch verjährte Strafverfahren entgangen sein sollen, dürfte sich der Schaden seit 2007 auf etwa 400.000 Euro belaufen. „Es geht hier um große Summen, daher müssen wir uns das genauer anschauen. Die Überprüfung wird noch bis Herbst andauern“, sagt Landesamtsdirektor Heinrich Christian Marckhgott. Wie berichtet, hatte die Personalvertretung des Amtes Anfang Juli darauf aufmerksam gemacht, dass angeblich wegen „Überforderung“ zahlreiche Strafverfahren unerledigt geblieben sind. Die Interne Revision hat bei einer Amtsnachschau Akten sichergestellt.

Keine Stellungnahme

Alle Inhalte anzeigen
Anhand eines Zwischenberichts sah sich Marckhgott nun gezwungen, Disziplinaranzeigen wegen Dienstpflichtsverletzung gegen die Bezirkshauptfrau Rosemarie Drexler und den Leiter des Strafamts zu erstatten. Darin ist von zu wenig Präsenz in der Behörde und von Versagen als Führungskraft die Rede. Wegen der Schwere der Vorwürfe stehen auch Suspendierungen im Raum. Der Leiter des Strafamtes hat sich bereits zurückgezogen und ist aktuell als Sachbearbeiter tätig.

Für Drexler ist es bereits die zweite Anzeige: Die erste bekam sie Anfang Juli, weil sie ihren Dienstwagen auch privat genutzt haben soll. Der Kilometerstand sei beinahe doppelt so hoch wie bei anderen Bezirkshauptleuten, sagt Landesamtsdirektor Marckhgott.

Um Drexler, die im KURIER-Gespräch Anfang Juli noch selbstsicher behauptet hatte, sie könne „jeden Kilometer nachweisen“, ist es still geworden. Zur Anzeige hat sie gegenüber ihrem Dienstgeber noch keine Stellungnahme abgegeben. Seit dem Bekanntwerden der Ungereimtheiten ist sie im Krankenstand und telefonisch nicht erreichbar.