Chronik/Österreich

Salzburg: Verjüngungskur für ein Viertel

Kinder flitzen vergnügt mit Skateboards und Fahrrädern durch die autofreien Straßen im "Stadtwerk Lehen". Eine ältere Dame schiebt ihren Rollator vor sich hin. Junge Frauen bringen ihre Einkäufe nach Hause. Vor einem Bürogebäude genießen Mitarbeiter eine kurze Pause in der Sonne. Auf dem früheren Stadtwerke-Areal in Salzburg-Lehen ist in den vergangenen Jahren ein buntes, lebendiges Viertel entstanden.

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Beliebter Treffpunkt für Bewohner und Arbeitende ist das einzige Lokal auf dem Gelände, die "Trumerei". Restaurantleiter Lucas Amesberger erinnert das neue Stadtwerke-Areal an seine frühere Heimat Wien, wo er neun Jahre gelebt hat. "Ich vergleiche das gerne mit dem fünften Bezirk. Es ist sehr multikulturell hier. Das Zusammenleben funktioniert", sagt der 34-Jährige, der die gute Entwicklung des neuen Stadtteils betont. "Man merkt es auch bei unseren Gästen – richtig durcheinander. Von Jung bis Alt, aus allen Schichten."

Gute Öffi-Anbindung

Auf dem Gelände befand sich früher die Zentrale der Salzburger Stadtwerke. Die Nachnutzung ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte der vergangenen Jahre. 2011 wurden die ersten der gut 300 geförderten Mietwohnungen übergeben und ein Studentenheim mit rund 100 Zimmern fertiggestellt. Die Bewohner profitieren von den guten Anbindungen an mehrere Buslinien und die S-Bahn.

Angrenzend zur Wohnsiedlung sind moderne Bürogebäude entstanden. Neben Firmen haben darin auch Bildungseinrichtungen, eine Bibliothek, das Literaturhaus und eine Galerie Platz gefunden. Auch die Volkshochschule (VHS) ist ins "Stadtwerk" übersiedelt. Die VHS betreibt auch die "Boulder Town" am Gelände.

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Stefan Plank klettert gerne nach Feierabend in der Boulderhalle. "Für mich ist das sehr praktisch. Ich gehe nach der Arbeit heim, hole meine Kletterschuhe und bin in fünf Minuten da", erzählt Plank. Der 30-jährige Software-Entwickler wohnt seit seiner Kindheit in der Strubergassensiedlung, direkt neben dem "Stadtwerk".

Hohe Baudichte

"Es hat sich rundherum viel verändert in den letzten Jahren. Anfangs war nicht mehr da als Wohnungen. Vom Freizeitangebot her hat sich das Viertel in den letzten Jahren deutlich verbessert. Seit die neuen Häuser gebaut worden sind, tut sich wieder mehr."

Trotz der architektonischen Blickfänge mit den geschwungenen Fassadenelementen und den gepflegten Grünanlagen gab es auch negative Stimmen zu der Neugestaltung des Areals. So stand die Wohnsiedlung im vergangenen Gemeinderats-Wahlkampf in der Kritik: Die ÖVP sprach von verfehlter Baupolitik ("Stadt der Wohnsilos") und zu hoher Baudichte. Die SPÖ und die grüne Bürgerliste verwiesen auf durchwegs zufriedene Bewohner.

Weniger zufrieden ist auch eine junge Anwohnerin. Sie beobachtet die zahlreichen Kinder, die sich auf dem Spielplatz am Rand der Siedlung an der Gaswerkgasse tummeln. Ihr Missmut gilt allerdings nicht der Bebauung. "Gerade gestern hat es wieder eine Schlägerei gegeben. Mein Auto wird ständig zerkratzt", sagt sie besorgt.