Chronik/Österreich

Hunderte Menschen warten im Freien

Ich versteh’ sie. Sie sind lange unterwegs gewesen, wissen nicht, was passiert, verstehen die Sprache nicht", seufzt eine der Freiwilligen, die in der Nacht zum Donnerstag an der österreichisch-deutschen Grenze bei Freilassing einsprangen, um zu dolmetschen und zu beruhigen: Weil es bei der Abfertigung stockte, kam Panik auf.

Etwa 500 Flüchtlinge hatten die Nacht auf Donnerstag im Freien verbracht. Auch untertags campierten viele bei der Saalachbrücke. Ihre Plätze, so nah am Ziel, wollten sie nicht aufgeben. Die meisten waren zu Fuß vom Salzburger Hauptbahnhof gekommen, als keine Züge mehr Richtung Deutschland mehr fuhren. Am Grenzposten kam es dann zum Rückstau. Die deutsche Polizei ließ pro Stunde nur Gruppen von 40 Personen passieren. Laufend kamen aber in Salzburg Neuankömmlinge mit Zügen aus Wien und Graz an.

In einem früheren Grenzgebäude wurde eine Notversorgung mit 150 Schlafplätzen hochgezogen. Das Bundesheer schickte 90 Soldaten, um die Polizei zu unterstützen.

Das bayrische Innenministerium setzte am Donnerstag Sonderzüge ein, mit denen Flüchtlinge von Freilassing direkt in deutsche Städte gebracht werden. Am Abend sollen bereits drei Sonderzüge mit je 500 Flüchtlingen gefahren sein, ein weiterer war in der Nacht geplant.

Freiwillige in Gabcikovo

Freiwillig ließen sich die ersten 18 syrischen Asylwerber, die bisher in der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg untergebracht waren, ins slowakische Gabcikovo bringen. 42 Landsleute, die in Kärnten einquartiert sind, wollten in Österreich bleiben.

Unterdessen starten die Vorbereitungen im südsteirischen Spielfeld. Die Polizei rechnet damit, dass dort täglich bis zu 10.000 Menschen ankommen können, sobald Kroatien und Slowenien die Durchreise erlauben.

150 Rot-Kreuz-Helfer bauten Feldküchen und medizinische Versorgung auf. Die Lage war aber generell ruhig: Zu Mittag waren 1500 Plätze in der Grazer Notunterkunft frei, weiters 900 Plätze in Unterpremstätten sowie 200 in einer aufgelassenen Kaserne in Bad Radkersburg.

Die Grenzkontrollen in Spielfeld, Radkersburg und Mureck laufen, doch "es ist zu keinen nennenswerten Verkehrsbehinderungen gekommen", berichtete Polizeisprecher Fritz Grundnig. In Kärnten wird vor Karawanken- und Loibltunnel kontrolliert sowie an sieben Grenzübergängen im Burgenland.

Am Donnerstag Nachmittag fuhr vom Wiener Hauptbahnhof erstmalig wieder ein direkter Railjet über Hegyeshalom nach Budapest. Seit 10. September war der Zugverkehr nach Ungarn eingestellt. Auch der grenzüberschreitende Nahverkehr von Bruck an der Leitha über Nickelsdorf nach Györ fährt am Freitag wieder für die Kunden und Pendler.

Ebenfalls ab Freitagfrüh werden Fernverkehrszüge wieder über das Deutsche Eck fahren. Die Railjets werden zwischen Kufstein und Salzburg durchfahren und keinen Aufenthalt auf deutschem Gebiet haben, teilten die ÖBB mit. Der Zugverkehr über das Deutsche Eck war mit der Begründung eingestellt worden, dass sich immer wieder Flüchtlinge auf oder bei den Gleisen aufgehalten haben.