Chronik/Österreich

Salzburg: "Gute Leute" für die Sicherheit

Konrad Poiss steht am Nachmittag vor seinem Geschäft am Hintereingang des Salzburger Hauptbahnhofs. Überschwänglich grüßt er die sechs Polizisten der Einsatzeinheit, die in Zweierreihe entlang der Lastenstraße auf Streife unterwegs sind. "Das sind gute Leute", sagt Poiss. "Die kommen aus den Gemeinden, die bringen wenigstens Hausverstand mit", legt er nach. Von den Beamten der Polizeiinspektion Bahnhof fühlte er sich zuletzt im Stich gelassen.

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"Ich bin schon zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Das Auto haben sie mir ausgeräumt", schildert Poiss. Er vermutet hinter dem Übergriff Flüchtlinge aus Nordafrika, die aus Deutschland zurückgewiesen wurden. Obwohl sich die Situation für ihn durch die Präsenz der Einsatzeinheit gebessert habe, trägt der Unter-nehmer Pfefferspray bei sich.

Auf dem Weg durch den Bahnhof kontrollieren die Beamten die Dokumente von Flüchtlingen – darunter Asylwerber aus Bangladesch, Palästina und Afghanistan. Bei jeder Person vergewissern sich die Polizisten bei der Leitstelle, dass die Angaben richtig sind und der Aufenthalt genehmigt ist. Dieses Mal geht niemand ohne Bleiberecht ins Netz.

Unbefristeter Einsatz

Seit 1. Februar ist praktisch rund um die Uhr ein Zug mit 30 Polizisten der Einsatzeinheit in Salzburg unterwegs. Für gewöhnlich kommen die Beamten bei großen Menschenansammlungen wie bei Demonstrationen oder Sportveranstaltungen zum Einsatz. Nun sollen sie nach Meldungen über sexuelle Übergriffe von Asylwerbern der Bevölkerung das verloren gegangene Sicherheitsgefühl wieder zurückbringen. Der Einsatz ist unbefristet. Die Dienstpläne für den März seien bereits geschrieben, sagt der Chef der Salzburger Einsatzeinheit, Harald Hofmann. Der Schwerpunkt der Kontrollen liegt am Hauptbahnhof und dessen Umgebung. In den Abendstunden verlagert sich vor allem am Wochenende die Präsenz in die Nähe von beliebten Lokalen in der Innenstadt.

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Außerdem soll die Einsatzeinheit die Polizeiinspektionen in der Stadt unterstützen. In der Vorwoche mussten die Beamten etwa in Lehen einschreiten: Ein Mann bedrohte seine Ex-Freundin mit einem Jagdmesser. An diesem Abend rücken die Polizisten noch zu einer Kundgebung der Identitären aus. Eine Gruppierung hat eine Gegendemo angekündigt. Zwei Beweissicherer nehmen die Amtshandlungen gegebenenfalls mit Kameras auf. "Das soll bei Bedarf beweisen, dass wir korrekt eingeschritten sind", sagt Zugskommandant Franz Reifmüller.

Mehr Eigentumsdelikte

Von den Geschäftsleuten rund um den Hauptbahnhof gebe es viele positive Rückmeldungen, sagt Einsatzeinheit-Chef Hofmann. Denn die Eigentumsdelikte hätten in den vergangenen Monaten spürbar zugenommen – auch wenn das noch nicht durch eine Kriminalitätsstatistik nachweisbar ist.

Als es vor dem Hauptgebäude des Bahnhofs zu dämmern beginnt, wartet Taxilenkerin Irene auf Kundschaft. Auch sie begrüßt das erhöhte Polizeiaufgebot. Das mulmige Gefühl nach Einbruch der Dunkelheit will dennoch nicht verschwinden. "Ich bin 20 Jahre in der Nacht gefahren – das würde ich jetzt nicht mehr machen", sagt sie. Der 15-jährigen Enkeltochter habe die Familie verboten, ins Kino in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof zu gehen.