Salzburg: Helferin an der Grenze
Thank you very much", sagt ein junger Mann im Vorbeigehen. Er hat sich gerade einen wärmenden Tee geholt – an diesem Vormittag ist es trotz Sonnenscheins schon herbstlich frisch. Er ist einer von jenen Flüchtlingen, die beim alten Zollamtsgebäude an der Salzburger Grenze zu Freilassing auf die Weiterreise nach Deutschland warten.
Dankbarkeit spüren Doraja Eberle und ihre freiwilligen Helfer sehr viel. Von Menschen, die aus einem Kriegsgebiet geflohen sind, dabei alles hinter sich gelassen haben und wochenlang auf den Beinen waren, um nach Deutschland zu gelangen. Die ehemalige Landespolitikerin koordiniert den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen in den Salzburger Notquartieren. "Ich stehe nur an vorderer Stelle – stellvertretend für Hunderte", sagt Eberle. Dabei nutzt sie ihre Beziehungen aus der Polit-Karriere und ihre Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe – mit dem Verein "Bauern helfen Bauern" unterstützt sie seit mehr als 20 Jahren Projekte in den ehemaligen Krisengebieten am Balkan.
"Im Vergleich zu den Quartieren in der Alpenstraße oder in der Schwarzenbergkaserne ist das hier die Intensivstation", sagt die 61-Jährige. Dabei hat sich die Situation in den vergangenen Tagen deutlich gebessert. Zwei große, beheizbare Zelte mit 160 Schlafplätzen wurden errichtet, Container mit Sanitäranlagen aufgestellt. Diejenigen, die hierher gelangen, kommen mit Bussen von der zwei Kilometer entfernten ehemaligen Autobahnmeisterei, die als Zwischenquartier dient. Dort erhalten sie Armbänder, die zur Weiterreise berechtigen.
Ausnahmesituation
Die Lage ändert sich ständig. Beim Besuch des KURIER ist die Säuberung des Geländes in vollem Gange, da gerade nur einige Dutzend auf den Grenzübertritt warten. Am Vorabend seien es noch 1000 gewesen, schildert Eberle. Die Helfer stoßen bei solchen Menschenmassen an ihre Grenzen. Polizei und Bundesheer dürften aus rechtlichen Gründen die Grenzübertritte der Flüchtlinge nicht unterstützen, da die österreichischen Behörden eigentlich die Registrierung durchführen müssten, erklärt ein Helfer, der anonym bleiben will. "Das machen alles die Freiwilligen. Wenn wir uns hier vertschüssen, geht nichts mehr."
Auf Dauer werde die derzeitige Lösung kaum funktionieren, Urlaube der Helfer werden irgendwann aufgebraucht sein, so Eberle. Sie bittet um mehr Unterstützung der Landesregierung. "Es reicht nicht, wenn der der Herr Landeshauptmann dem Bürgermeister die Hand schüttelt und Danke sagt. Es gäbe viele Möglichkeiten der Anerkennung." Den amtierenden Landeshauptmann, Wilfried Haslauer, kennt Eberle bestens. Sechs Jahre lang war sie politisch als Landesrätin an seiner Seite, als die ÖVP noch Oppositionspartei in Salzburg war.
Die aktuelle Lage sei eine Ausnahmesituation, die man nicht üben könne. "Wir müssen da alle reinwachsen – und zusammenwachsen. Daran scheitert es noch ein bisschen. Die Hilfsorganisationen können das schon, die Politik muss das noch lernen."
Quoten für Gemeinden
Die Bedenken in Teilen der Bevölkerung versteht Eberle. "Ich sorge mich aber mehr darum, wie es überhaupt weiter geht." Für eine erfolgreiche Integration sieht Eberle eine Quotenlösung unter den Gemeinden als Ideallösung. "Und diejenigen, die nicht zu uns passen, sich nicht integrieren wollen, müssen ohnehin nach Hause gehen."