Randale in Graz: Kein klares Nein zu Gewalt
Gleich vorweg: Die offizielle Demonstration gegen den Grazer Akademikerball am Samstagabend verlief ruhig. Das Platzverbot wurde laut Polizei eingehalten, rund 1000 Demonstranten zogen absolut friedlich vom Südtirolerplatz über den Grieskai und Andreas-Hofer-Platz zum Hauptplatz.
Nach der Kundgebung allerdings sorgte eine Handvoll Demonstranten dafür, dass die Situation eskalierte – und die Demo gegen die Burschenschafter, wie schon aus Wien bekannt, wieder Negativschlagzeilen machte: Sie zündeten Mistkübel an, warfen Straßenschilder um und Farbbeutel auf Polizeiautos, auch Schaufenster gingen zu Bruch. Die Ballbesucher wurden nicht nur beschimpft, sondern zum Teil auch körperlich attackiert.
Die Grazer reagierten entsprechend empört.
"Jeder Mistkübel, der brennt, ist einer zu viel", sagt auch der grüne Europaabgeordnete Michel Reimon.
Warum tun sich dann die Demoorganisatoren und linken Unterstützer so schwer damit, die Gewalt bei "ihren" Veranstaltungen ganz klar und deutlich zu verdammen? "Weil sie zu Recht genau so trotzig sind wie all die Moslems, die sich nicht von Al Kaida distanzieren wollen müssen, und alle Christen, die keinen Grund sehen, sich von Breivik zu distanzieren", sagt Reimon. "Man will sich nicht von anderen erst in die Nähe von etwas rücken und sich dann von denselben Leuten und Medien zur Distanzierung auffordern lassen."
Das Ergebnis dieses Trotzes ist dann aber, dass die Öffentlichkeit alle Demonstrierenden schnell in einen Topf wirft, was wiederum alle Beteiligen "schade" finden.
Keine Kontrolle
Johanna Mayr war eine der Organisatoren der Demo in Graz. Auf der Homepage der Demo-Veranstalter "Offensive gegen Rechts" (OGR) ist nachzulesen, dass der Protest in Graz "ein großer Erfolg" war. Mayr: "Es ist natürlich schade, dass man in den Medien nur liest, dass es eskaliert ist. Aber das war nach unserer friedlichen Demonstration. Ich weiß nicht, wer das zu verantworten hat, und wir sind leider auch nicht imstande, alles zu verhindern."
Die Studentin räumt ein, dass die Ausschreitungen und die entsprechenden Schlagzeilen ein schlechtes Licht auf die ganze Demo und die OGR werfen. Klar und öffentlich davon distanzieren wollte sich Mayr im KURIER-Gespräch dennoch nicht.
Dass sich die Demo-Organisationen durch die Akzeptanz "aller Arten von Protest" auch um einige Anhänger bringen, bestätigt die Wienerin Aysha S. Die 27-Jährige würde gerne an den Demos gegen den Akademikerball teilnehmen, doch die möglichen Konsequenzen schrecken sie ab: "Wenn man zu diesen Demos geht, wird man schnell als Linksradikaler abgestempelt. Ich bin links, aber sicher weit weg von radikal. Und wenn einige Demonstranten gewalttätig sind, dann ist das, als würde man Feuer mit Feuer bekämpfen. Ich verstehe nicht, dass sich die Demo-Organisationen da nicht distanzieren."
Bis zum Akademikerball in Wien sind es noch zwölf Tage – die Möglichkeit einer leichten Kurskorrektur im linken Lager besteht bis dahin noch.