Chronik/Österreich

Querschüsse im Jägerverband

Tirol werde ein "modernes Jagdgesetz" bekommen, meinte ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf am Montag bei einer Vorschau auf den dieswöchigen Landtag. Die Novelle soll die Jäger zu mehr Abschüssen drängen - zum Wohle des Schutzwaldes. Unter Tirols 16.000 Waidmännern und -frauen rumort es. Im Jägerverband gibt es eine Rebellengruppe, die gar die Köpfe von Landesjägermeister Anton Larcher und seiner Vorstandskollegen fordert. "Sie sind am Verhandlungstisch gesessen", begründet Benjamin Kerschbaumer, einer der Aufständischen, die Misstrauensanträge gegen die Spitzen der Jägerschaft.

Am kommenden Samstag wird es bei einer Vollversammlung zum Showdown kommen. Kerschbaumer vermutet vier bis fünf der neun Bezirksgruppen hinter sich. Larcher glaubt jedoch, weiterhin das Vertrauen seiner Jäger zu genießen. "Ich bin in den letzten Jahren und Monaten sehr viel in allen Bezirken unterwegs gewesen und habe den Kontakt zur Basis gepflegt. Dabei bot sich ein komplett anderes Bild."

Unbestritten ist, dass eine breite Mehrheit der Jägerschaft die neuen Regeln ablehnt. "Der Forst kann diktatorisch und einseitig die Abschusspläne festlegen", nennt Kerschbaumer ein Ärgernis. Wird die Quote nicht erfüllt, drohen saftige Strafen.

Tatsächlich will die schwarz-grüne Landesregierung, dass der Schutzwald, in den Millionen gepumpt werden, besser vor Verbiss geschützt wird. An erster Stelle steht der Waldzustand, der Wildbestand soll bei Bedarf reduziert werden. "In Zukunft kann es komplett wildfreie Zonen geben. Und welcher Jagdpächter will ein ausgeschossenes Revier", erklärt Kerschbaumer seine Sicht.

Intrigenspiele

"Das ist für mich nicht nachvollziehbar", sagt hingegen ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf, seines Zeichens selbst Jäger. Es brauche ein klares Reglement, damit der Schutzwald wachsen kann. "Aber die intensive Diskussion im Jagdverband dürfte sich weniger um das Gesetz, als um die Funktionäre drehen", vermutet Wolf.

Landesjägermeister Larcher denkt trotz der Querschüsse nicht an Rücktritt und sieht in den Kritikern nur eine "kleine destruktive Gruppe". Die würde mit den Ängsten einiger Jäger ein unanständiges Spiel spielen. "Wir sind bis 2018 bestellt und erfüllen auch so lange unsere Pflicht", lautet die Kampfansage Larchers vor der Vollversammlung, bei der über die eingebrachten Misstrauensanträge abgestimmt wird. Die Rebellengruppe will jedenfalls schon ein Team für eine mögliche Nachfolge der Verbandsspitze parat haben.