Projekt PROSA: Flüchtlinge drücken die Schulbank
Von Marie North
"Jeder sollte an der Gesellschaft teilhaben können," erklärt Veronika Ehm die Motivation hinter dem Projekt PROSA "Projekt Schule für alle". Bildung sei eine Aufgabe des Staates, die vernachlässigt werde. Wieso eine Schule gründen? Im öffentlichen Raum fehlte das Angebot, es gab Handlungsbedarf, sagt Ehm.
Ein formaler Bildungsabschluss ist für Asylsuchende aufgrund ihres Aufenthaltsstatus schwer zu erreichen, damit sind jugendliche Asylwerber oft zum Nichtstun gezwungen. PROSA bietet die Möglichkeit zur Bildung, daneben gibt es Sozialarbeiter, sozialpädagogische Betreuer und Berufsberater, um die Jugendlichen im Alltag nicht allein zu lassen. Ehrenamtliche Buddys versuchen, die Schützlinge beim Lernen zu unterstützen.
Schule für alle
Die meisten Schüler sind zwischen 15 und 21 Jahre alt. Ein Großteil kommt aus Afghanistan, Somalia, Syrien, dem Irak und Nigeria. Wieso brauchen sie einen Schulplatz? Für die Schulpflicht sind sie zu alt, für diese Jugendliche ist es damit fast unmöglich einen regulären Schulplatz zu bekommen. Öffentliche Plätze gibt es wenige, ebenso Förderungen. Ein noch laufendes Asylverfahren grenzt die Möglichkeiten weiter ein. An drei Standorten in Wien machen 180 Jugendliche und junge Erwachsene einen Pflichtschulabschluss, eine Klasse umfasst 12 bis 15 Schüler. Finanziert wird alles durch Spendengelder.
Herausforderungen und Anerkennung
Auf welche Hürden stößt das Projekt im öffentlichen Raum? Förderungen würden abgelehnt mit der Begründung, es gebe bereits genügend Angebot, sagt Sozialarbeiterin Marlene Panzenböck. Wobei die Stadt Wien in der Zwischenzeit bereits selbst ein Jugendcollege gegründet hat. Bei der Arbeit mit den jungen Erwachsenen gibt es natürlich auch Herausforderungen. Die Jugendlichen verbindet die Fluchterfahrung, aber ihre Bildungshintergründe sind zum Teil sehr unterschiedlich, schildert Panzen- böck. Auch muss auf die Schülerinnen besonders eingegangen werden, damit sie sich gut einbringen können. Dafür wurde ein eigener Frauenraum geschaffen, später auch ein Männerraum.
Das Engagement der Mitarbeiter, Helfer, ehrenamtlichen Unterstützer und Buddys blieb nicht unsichtbar. 2015 gab es für das Projekt PROSA die Sozialmarie, die Begründung: "Auf wunderbar chaotisch-geordnete Weise wird jeder Einzelne hochgradig differenziert gefördert, mit Alltagsbegleitung und integrativer politischer Arbeit. Eine innovative, eine schöne Mischung." (Der KURIER berichtete).
"Vielmehr für alle"
Hinter dem Projekt PROSA steht der Verein "Vielmehr für alle". Der Verein legt den Schwerpunkt auf Schule, Arbeit und Wohnen. Ziel ist es, Asylsuchenden zu helfen sich in der Gesellschaft einzufinden. Mit gleich mehreren Projekten versucht der Verein die Integration von Asylsuchenden in Österreich zu unterstützen. Neben PROSA stechen vor allem Flüchtlinge Willkommen und Work In hervor. Bei dem Projekt Flüchtlinge Willkommen wird Wohnraum vermittelt. Privatpersonen, die Wohnraum zur Verfügung stellen, können sich melden. Das Projekt Work In vermittelt Arbeitsplätze und Lehrstellen. Die wechselnde Stimmung in Österreich im vergangenen Jahr sei vor allem beim Wohnraumprojekt zu spüren gewesen, so Panzenböck. Nachdem das Interesse im Sommer im Zuge der Ereignisse in Ungarn und am Westbahnhof sehr groß war, ging es später merkbar zurück. "Die Stimmung ist gekippt", sagt Panzenböck. Vorurteile kamen auf, geprägt durch die politische Debatte.
Erste Erfolge
Die Projekte PROSA und Work In laufen gut. Es gibt auch schon erste Erfolgsgeschichten. Fast 40 Schüler haben ihren Abschluss gemacht. Ein junger Schützling hat nach positivem Asylbescheid auf der Uni ein Studium begonnen.