Chronik/Österreich

Polizisten retteten brennenden Mann

Leben zu retten, gehört zum Alltag eines Polizisten. Und doch hat dieser Job Facetten zu bieten, die vier Kärntner Beamte nicht mehr aus den Köpfen bekommen werden. Sie retteten Montagfrüh in Villach einen 79-jährigen Pensionisten, der selbst in Flammen stand.

Ein Taxifahrer meldete in der Nacht bei Polizei, Feuerwehr und Rettung den Brand einer Doppelhaushälfte in Villach. Die Polizisten Andrea Altersberger, Herwig Ranner, Michaela Klammer und Mario Nikischer erreichten um 3.30 Uhr als Erste den Ort des Geschehens. Allerdings sahen die Beamten nicht nur ein Wohnhaus, aus dessen Fenstern meterhohe Flammen schlugen. "Plötzlich taumelte eine Gestalt aus der Haustür. Die Kleidung brannte, auch der Kopf, der Oberkörper und der Rücken. Man kann es nicht anders beschreiben: es war eine lebende Fackel, der Mann brannte lichterloh", berichtet Altersberger. Der 79-Jährige war mit einem Wollpullover bekleidet, der offenbar schnell Feuer gefangen hatte.

Er sei im Vorgarten völlig orientierungslos herumgeirrt, habe stets "Was ist passiert?" gerufen, und sei wieder zum brennenden Haus gelaufen, ergänzt Nikischer. "Wir sind über den rund 1,50 Meter hohen Zaun geklettert, um dem Mann zu Hilfe zu eilen", erzählt Klammer weiter. Ranner hatte zufällig Lederhandschuhe an und stürzte sich auf die schreiende Person. "In diesem Moment denkt man nicht nach. Ich habe nur versucht, die Flammen auszuklopfen." Altersberger unterstützte ihn bei diesen Bemühungen mit der Polizeijacke, bis die Flammen erloschen.

Der Mieter der Doppelhaushälfte war ansprechbar, nannte seinen Namen und gab an, sich alleine im Haus aufgehalten zu haben, ehe er zusammenbrach. Nach der Erstversorgung durch den Notarzt wurde er ins Landeskrankenhaus Villach transportiert und später auf die Intensivstation des Klinikums Klagenfurt überstellt. Er erlitt schwere Verbrennungen, sein Zustand wurde erst als kritisch, später als stabil beschrieben.

Zwei Brandherde

In der Zwischenzeit wartete auf die Helfer vor Ort noch jede Menge Arbeit. Aus der zweiten Haushälfte musste ein Pensionisten-Ehepaar evakuiert werden, während Feuerwehrleute mit dem Löscheinsatz begannen. Harald Geissler, Einsatzleiter der Hauptfeuerwache Villach, beschreibt die Arbeiten als gefährlich und wegen der starken Hitze mühsam. Die Retter mussten mit schwerem Atemgerät und Wärmebildkameras vorgehen. "Wir gehen von zwei Brandherden aus: einem im Untergeschoß und einem im ersten Stock – das ist sehr ungewöhnlich", sagt Geissler. Die Liegenschaft besteht aus vielen Holzelementen, immer wieder wurden kleinere Glutnester gefunden.

Geissler weiter: "Wir konnten in letzter Sekunde verhindern, dass des Feuer auf die zweite Doppelhaushälfte und auf eine angrenzende Tischlerei übergreift." Dort lagern Farben, Lacke und Flaschen mit Nitroverdünnung. Erst Dienstagvormittag konnte Entwarnung gegeben werden.

Auf Spekulationen, was es mit den zwei Brandherden auf sich haben könnte, wollte man sich gestern nicht einlassen. Der Brandauslöser sei Gegenstand von Ermittlungen, hieß es.