Chronik/Österreich

Pfarrverband gegen Priestermangel

Eine Messe ohne Priester ist für die österreichischen Bischöfe undenkbar. In ihrem „Hirtenbrief" lehnen die hohen Würdenträger etwa diese Forderung der Pfarrer-Initiative ab, obwohl der Priestermangel sie dazu drängt. Die Diözese St. Pölten muss – vorerst auf ein Jahr befristet – akzeptieren, dass eine Sonntagsmesse ohne Priester im südlichen Waldviertel Realität ist. Zwei Laienseelsorger unterstützen die letzten beiden Priester, um sieben Pfarren im Bezirk Zwettl vor dem Untergang zu bewahren.

„Die Gläubigen sind sehr zufrieden. Das zeigen auch die steigenden Kirchenbesuche", freut sich Marianne Hofer, Pfarrgemeinderätin aus Bärnkopf. Kamen früher 30 Leute zur Erntedankmesse ins Dorf, waren es im heurigen Jahr schon mehr als 120 Gläubige. „Wir spüren, dass auch die Spenden wieder mehr werden", erzählt Diakon Karl Mayerhofer-Sebera. Für ihn ist das ein Zeichen dafür, dass der neue Pfarrverband auf einem richtigen Weg unterwegs ist. „Entscheidend ist, dass der Geist in jeder Pfarre erhalten bleibt. Sonst würden die Gläubigen auch noch ihren letzten Ansprechpartner im Ort verlieren", betont der Diakon.

Konzept

Damit das Konzept erfolgreich ist, verfolgt das fünfköpfige Team des Pfarrverbands einen Grundsatz. „Nicht die Bürger kommen zu uns, sondern wir fahren zu den Gläubigen", erklärt Mayerhofer-Sebera. Das fördert zwar den Zusammenhalt der Pfarre, bedeutet aber für den Verband einen hohen Mehraufwand.

Die Seelsorger sitzen viel häufiger im Auto. Die Büros müssen in sieben Pfarren zu unterschiedlichen Öffnungszeiten besetzt werden. Weiters gehören in der Gottesdienstordnung viele zusätzliche Parameter berücksichtigt. Es wird etwa darauf geachtet, dass in jeder Pfarre 14-tätig eine Eucharistiefeier mit einem geweihten Pfarrer stattfindet.

Währenddessen feiern die Laienseelsorger mit den Gläubigen in den anderen Pfarren eine Wortgottesfeier mit Kommunion. „Sicher wäre unserem Bischof lieber, wenn in jeder Pfarre Woche für Woche eine Eucharistiefeier zelebriert wird. Doch der Pfarrermangel bietet keine Alternative", erklärt Mayerhofer-Sebera.

Wie auch immer. Pfarrgemeinderätin Hofer spricht von einer Aufbruchstimmung in Bärnkopf. In Zukunft seien die Gläubigen wieder mehr gefordert, bei der Gestaltung der Pfarrveranstaltungen mitzuarbeiten. „Früher hat oft ein Priester entschieden, was in der Pfarre passiert. Jetzt darf sich wieder jeder viel mehr einbringen", freut sich Hofer über die neue Aufgabe.