Chronik/Österreich

Oligarch Firtasch: USA erhöhen den Druck

Mittags gab es Backerbsensuppe, Spaghetti Bolognese mit grünem Salat, abends hätte man ihm Krakauer-Wurst und Gebäck gereicht – doch die karge Gefängniskost wurde dem ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch dann doch erspart. Freitagmittag hat das Straflandesgericht Wien beschlossen, keine Auslieferungshaft über den Milliardär zu verhängen. Am vergangenen Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft Wien einen Haftantrag im Zusammenhang mit einem Auslieferungsersuchen der US-Justiz gestellt.

Das Gericht begründete die Freilassung damit, dass Firtasch bereits vor drei Jahren 125 Millionen Euro hinterlegt hat. Außerdem wurde ihm der Reisepass abgenommen, er darf Österreich nicht verlassen und muss sich regelmäßig bei Gericht melden. Das wird ihm nicht schwerfallen. Denn: In seinen Kreisen gilt der breitschultrige Kampfsportler als Ehrenmann. "Mein Wort ist mehr wert als mein Vermögen", dieser Ausspruch wird Firtasch zugeschrieben.

Schon am Vortag hatte ihm ein Haftrichter im Zusammenhang mit einem Europäischen Haftbefehl der spanischen Behörden das Gelöbnis abverlangt, nicht zu flüchten. Dazu muss man wissen, dass Firtasch von den US-Behörden der Bestechung in Millionenhöhe verdächtigt wird und von den spanischen Behörden wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und Geldwäscherei verfolgt wird.

In beiden Fällen geht es um den gleichen Tatvorwurf. Oder anders gesagt: Auch der spanische Haftbefehl geht auf die US-Anklage zurück, die beim Bezirksgericht in Chicago im Juni 2013 gegen Firtasch & Co eingebracht wurde. Demnach soll er im Jahr 2007 bei einem geplanten Titan-Abbau-Projekt indische Beamte mit 18,5 Millionen Euro bestochen haben. Da die Gelder über US-Konten geflossen sein sollen, haben die US-Behörden Firtasch im Visier. Er weist die Vorwürfe zurück. Insider vermuten, dass der Oligarch gleich nach einer Auslieferung an Spanien einen Gratis-Anschlussflug nach Chicago erhält.

"Unlautere Mittel"

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"Die Amerikaner probieren jeden Weg, um ihn zu bekommen, weil sie ein politisches und ökonomisches Interesse an ihm haben", sagt sein Verteidiger Dieter Böhmdorfer zum KURIER. "Er ist offenbar Teil der Ukraine-Politik der USA." Dem Vernehmen nach ist der spanische Haftbefehl, der am 21. November 2016 ausgestellt wurde, seinen österreichischen Anwälten erst am Freitag übergeben worden.

Geldwäsche-Kartell?

In diesem Papier aus Barcelona geht es vor allem um Geldwäsche-Vorwürfe. Firtasch wird im gleichen Atemzug mit dem mutmaßlichen russisch-ukrainischen Gangsterboss Semion Mogilewitsch genannt. Mit dem gewichtigen Paten soll er gut bekannt sein und beide sollen über "Frontmen" Geld waschen lassen. Eine Verbindung zu Mogilewitsch weist Firtasch stets zurück.

Die angebliche kriminelle "Wäscherei" in Barcelona soll Misbah A. angelastet werden. Ein weiterer Verdächtiger ist Stepan Tschernowetskij, der Sohn eines früheren Kiewer Bürgermeisters. Auch er lebt in Spanien. Er kam im Zuge des Verkaufs einer ukrainischen Bank an die italienische Intesa Sanpoalo-Gruppe zu einem Vermögen von zumindest 750 Millionen Euro. Wie Firtasch soll auch Tschernowetskij im Metallhandel tätig sein. Beide weisen die Anschuldigungen zurück. Die Betroffenen wurden im vergangenen Sommer von den spansichen Behörden verhaftet, aber sind später weider freigelassen worden.

Weiterer Haftbefehl

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Wien wurde bereits Donnerstagabend in derselben Causa und auch auf Ersuchen der spanischen Justiz der 53-jährige Ukrainer syrischer Abstammung, Hares Y., in der österreichischen Bundeshauptstadt verhaftet. Auch gegen ihn wurde ein Europäischer Haftbefehl im Zusammenhang mit der Barcelona-Causa erlassen. Auch er soll früher im Gashandel und später im Buntmetallgeschäft tätig gewesen sein, und seit Längerem von der Wiener Innenstadt aus ein weitverzweigtes Firmengeflecht mit Connections nach Zypern steuern. Der bullige Ukrainer wohnte bisher in einem Wiener Haus eines namhaften österreichischen Managers, der in Russland tätig ist.

Hares Y. war auch ein enger Berater des früheren ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko. Er kümmerte sich um Juschtschenko, als dieser wegen einer heimtückischen Dioxinvergiftung im Herbst 2004 in einem Wiener Nobelspital in Wien-Döbling behandelt wurde. Angeblich soll Y. die Krankenhauskosten beglichen haben. Der Kunstsammler, der auch eine ukrainische Zeitschrift verlegt, soll ein langjähriger Geschäftspartner von Firtasch sein. Das wird aber aus dem Umfeld des Oligarchen so nicht bestätigt. Geschäftliche Berührungspunkte soll es aber gegeben haben. Auch Ys. Sohn soll nach Insiderinformationen ins Visier der Spanier geraten sein.

Die Wiener Firmenholding von Hares Y. ging aber Mitte Dezember 2016 angeblich im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise bzw. des Embargos pleite.

Dem Vernehmen nach bestreitet Hares Y. sämtliche Vorwürfe. Am Freitag wurde er in die Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt überstellt.