Österreich ist Hehlerland der Kupferdiebe
Grablaternen, ganze Brücken, Erdungskabel auf der Bahn und sogar lebenswichtige Leitungen von Spitälern – vor nichts machen die Kupferdiebe derzeit Halt. Die Zahl der Delikte steigt weiter. Allein im ersten Halbjahr hat es laut Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes (BK) ein Plus von weiteren 14 Prozent gegeben. „Österreich droht, zur Drehscheibe des illegalen Kupferhandels zu werden“, konstatiert Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Acht Millionen Euro betrug allein im Vorjahr der Schaden durch gestohlene Metalle, Folgekosten (etwa nach Zugverspätungen oder wegen Verzögerungen bei Baustellen) seien dabei gar nicht mitgerechnet.
Eine „höhere dreistellige Zahl“ von Tätern ist in Österreich bereits registriert, berichtet BK-General Franz Lang. Der Großteil davon gehöre einer „mobilen ethnischen Minderheit“ an, die in Ungarn, der Slowakei, Serbien und Rumänien sitzt. Als Tatorte werden von ihnen vor allem Wien und Niederösterreich (entlang der Hauptverkehrsrouten) auserkoren. Nur etwa jeder vierte Coup wird geklärt.
Gesetzesänderung
Doch Österreich (vor allem Wien) entwickelt sich immer mehr auch zum Hehlerland Nummer eins. In den östlichen Nachbarländern müssen Dokumente beim Verkauf von Metallen an Händler vorgewiesen werden. Außerdem gibt es kein Bargeld mehr, sondern es muss ein Konto angegeben werden. Diese Maßnahmen will die Innenministerin nach der Nationalratswahl auch in Österreich umsetzen. Denn das gestohlene Kupfer wird derzeit nicht mehr außer Landes gebracht, sondern gleich in unmittelbarer Nähe des Tatortes weiterverkauft. Es ist sogar so, dass im Osten gestohlenes Buntmetall momentan verstärkt nach Österreich zum Verkauf gebracht wird.
Hubschraubereinsatz
Das Innenministerium setzt derzeit auch verstärkt die Polizei-Hubschrauber entlang der Bahnstrecken ein. Mithilfe der Wärmebildkameras wird nach den Kupferdieben gesucht. Die ÖBB setzen auch auf Sprays, die Metalle mit einer Art künstlichen DNA (für die Polizei) erkennbar machen. Diese Sprays werden etwa bei den Baustellen am Hauptbahnhof eingesetzt, weil es dort vermehrt zu Diebstählen gekommen ist.