Oberwaltersdorf: In der Pfarre hängt der Segen schief
Von Katharina Zach
In der Pfarrgemeinde Oberwaltersdorf brodelt es. Grund für die Aufregung ist ein Grundstückstausch der sogenannten Pfarrpfründe samt zusätzlichem Erlös von 1,9 Millionen Euro, bei dem sich der Pfarrgemeinderat übergangen fühlt. Die Mitglieder kritisieren, dass die Einnahmen an die Erzdiözese fließen, anstatt der Pfarre zugute zu kommen.
Konkret wurde ein als Bauland gewidmetes Grundstück gegen Ackerland eingetauscht, der Wertunterschied wurde abgegolten. Informiert wurde der Pfarrgemeinderat aber nicht, sagt dazu Vize-Obmann Christoph Pongratz. Und das, obwohl aktuell die Sanierung der Pfarrheimküche anstehe und der Anstrich des Kirchturms um 50.000 Euro erneuert werden muss, wofür die Pfarrgemeinderäte derzeit bei Gemeinde und Unternehmen Geld sammeln. „Da betteln wir quasi und hören dann, ihr bekommt’s eh so viel Geld“, erzählt er. Tatsächlich fließt der Erlös aber an die Erzdiözese. Die Pfarrgemeinderäte haben ihren Unmut auch in einem Schreiben an Kardinal Christoph Schönborn kundgetan.
Die Mitglieder behaupten auch, dass Pfarrer Andreas Hornig eine schriftliche Weisung erhalten habe, den entsprechenden Vertrag zu unterzeichnen. Pfarrer Hornig selbst darf sich zur Causa nicht äußern. Der Geistliche hatte sich schon 2015 gegen die Pfarrzusammenlegung ausgesprochen und danach eine Ermahnung kassiert.
Missverständnisse
Laut Michael Prüller, Sprecher von Kardinal Schönborn, handle es sich um eine Reihe von Missverständnissen. Die Pfarrpfründe hätten nie der Pfarre gehört. „Die sind dazu gestiftet worden, um den Lebensunterhalt der Seelsorger zu bestreiten“, erklärt er. Bereits vor Jahrzehnten wurden sämtliche Pfründe zentralisiert und in einem Sozialfonds zusammengefasst, aus dessen Erträgen Pfarrer und deren Pensionen bezahlt werden. Verwalterin ist die Erzdiözese Wien. „Man kann also nicht sagen, dass die Pfarre keinen Cent davon sieht“, sagt Prüller. Die Erlöse aus Oberwaltersdorf hätten vorher nicht zur Renovierung zu Verfügung gestanden und würden es jetzt auch nicht, sagt Prüller. Dass dem Pfarrer gedroht wurde stellt er in Abrede. Der Pfarrer sei der Vertreter der Pfründe in Rechtsgeschäften. Seine Unterschrift sei daher notwendig und er sei in einem Schreiben um diese gebeten worden.
Der Pfarrgemeinderat ist dennoch nicht besänftigt. „Die Pfarre Oberwaltersdorf lebt von knapp acht Prozent der Kirchenbeitragseinnahmen, als ordentlicher Zuschuss der Erzdiözese, mehr schlecht als recht“, heißt es. Damit müssten Pfarrkirche, Pfarrhof und Pfarrheim sowie alle laufenden Kosten finanziert werden. Wenn die Pfründe-Erlöse an die Diözese fließen, und sie damit alle Rechte erworben habe, müsse sie auch die Pflichten übernehmen, sagt Pongratz. Und meint die Kosten für die Sanierungen. Für diese würde die Erzdiözese aber nur ein Drittel übernehmen