Chronik/Österreich

Nur kurzer "Blutmond" in Wien statt langen Schauspiels

Wolken und ein Gewitter am Himmel über Wien standen am Freitagabend zwischen Hunderten Schaulustigen und der mit einer Dauer von einer Stunde und 43 Minuten längsten Mondfinsternis des Jahrhunderts. Da sich auch der Mars in kosmischen Maßstäben in engerer Nachbarschaft zur Erde befand, harrten viele geduldig am Wiener Cobenzl aus, um bis zum Ende der Totalität aber enttäuscht zu werden.

Zahlreiche Interessierte fanden sich am Rande des Wienerwaldes in ein, um dem äußerst seltenen astronomischen Doppelschlag beizuwohnen. Gleich zu drei "Public Viewings" hatte die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) geladen, österreichweit gab es zahlreiche derartige Veranstaltungen. Mit Teleskopen und Kameras rückten Hobbyastronomen und Schaulustige an, um den kupferfarben bis orangerot leuchtenden, verfinsterten Mond zu sehen.

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Als sein "Anhängsel" fungierte der Mars, der sich derzeit in "nur" rund 60 Millionen Kilometern Distanz zur Erde befindet. Da er aktuell auch noch einen der sonnennächsten Punkte seiner Bahn um die Sonne einnimmt und just zur Rekord-Mondfinsternis überdies in "Opposition" - also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne stand - wäre er als leuchtender kleinerer Punkt unterhalb des Mondes besonders gut auszumachen. In den Genuss einer solchen "Perihelopposition" (Perihel heiß dieser sonnennahe Punkt, Anm.) kommen Himmelsbeobachter nur alle 15 bis 17 Jahre. Dass diese am Freitag auch mit der letztlich im Verborgenen stattfindenden Mondfinsternis zusammenfiel, war reiner Zufall.

Wolken und Enttäuschung

"Für uns ist das natürlich das astronomische Ereignis des Jahres", sagte WAA-Chef Alexander Pikhard noch optimistisch kurz vor Beginn der maximalen Mond-Verfinsterung um 21.30 Uhr. In der Folge lugte der Mond allerdings nur schemenhaft aus den Wolken hervor, um in der Folge bis zum Ende der maximalen Verfinsterung um 23.14 Uhr zur Enttäuschung der Anwesenden von einem nahen Gewitter völlig verdeckt zu werden.

Ein kleines Trostpflaster gibt es allerdings, denn auch wenn der Blick auf die Mondfinsternis über Wien verwehrt blieb, befindet sich der Mars auch in den nächsten Tagen und Wochen weiter in besonderer Nähe zur Erde. Dementsprechend viele Chancen bieten sich noch, um mit relativ bescheidenen optischen Hilfsmitteln sogar einen Blick auf die Oberfläche des Mars zu werfen, erklärte Pikhard.

Freie Sicht in Waldviertel und Südösterreich

Mehr Glück als in Wien hatten die Hobbyastronomen bei der Sternwarte Orion in Martinsberg im Waldviertel. Kurz vor dem Ende der Mondfinsternis zogen die Wolken ab und die 20 Sterngucker konnte unter dunklem Nachthimmel den verfinsterten Mond beobachten.

Auch in anderen Teilen Österreichs, etwa Kärnten und der Steiermark, war die Sicht deutlich besser als in der Bundeshauptstadt. Im Süden gab es vielerorts freie Sicht auf den " Blutmond", wie etwa Bilder von der Sternwarte Steinberg bei Graz zeigten.

Wer hierzulande eine Mondfinsternis sehen möchte, muss sich gedulden: Zwar wird am 21. Jänner 2019 eine totale Mondfinsternis von Wien aus teilweise zu sehen sein, aber erst zu Silvester 2028 hat man in Mitteleuropa wieder die Chance eine solche in ihrem vollen Verlauf zu sehen sein - dann allerdings eher nicht bei derart lauen Temperaturen.

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