Chronik/Österreich

Neuer Fahrplan macht Wien zum Drehkreuz für Städtereisende

Ab 15. Dezember ist es wieder so weit. Europaweit geht der traditionelle Fahrplanwechsel über die Bühne. In diesem Jahr konzentrieren sich die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) unter anderem auf den Kampf gegen die Billig-Airlines und auf die steigende Pendlerzahl.

Für die täglichen Nutzer auf dem Weg zur Schule oder in die Arbeit will die ÖBB Verbesserungen bringen. „In der Ostregion haben wir 2019 eine Millionen Fahrgäste mehr. Dafür bauen wir die Verbindungen von und nach Wien um zehn Prozent aus“, erklärt Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä und konkretisiert dabei vor allem die Strecke St. PöltenWien. Nachdem Konkurrent Westbahn seine Tätigkeiten verringert, hat die ÖBB die frei gewordenen Plätze mit zusätzlichen Zügen ab dem Wiener Westbahnhof kompensiert.

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„Am Ende sind es sogar noch mehr Verbindungen, als bisher.“ Neben neuen Verbindungen mit drei gekoppelten Cityjet-Garnituren nach St. Pölten werden auch Züge, die bisher nur bis Amstetten gefahren sind, bis nach Linz erweitert. „So können wir den Wegfall der Westbahn ganz gut abfedern, denke ich.“

Angesprochen auf die Südbahn in Richtung Wiener Neustadt, auf der die Takte schon jetzt extrem dicht sind, meint Matthä: „Auch dort wird es zu Verbesserungen kommen. Da können wir schon noch den ein oder anderen Zug hineinquetschen.“

Über Nacht nach Brüssel

Mit neuen Nightjet-Verbindungen ab Jänner nach Brüssel und ab Dezember 2020 auch nach Amsterdam, will die ÖBB außerdem mit Kurzstreckenflügen konkurrieren. „Weil am Ende zahlt man nicht den billigen Preis, sondern auch noch extra für die Buchung, Gepäck und Sonstiges“, meint Matthä.

Neben den Zügen in der Nacht gibt es außerdem neue Railjet-Strecken von Graz über Wien nach Dresden und Berlin sowie von Wien in die Südtiroler Hauptstadt Bozen. Hinzu kommt ein neuer Abendzug von Wien nach Graz und ein neuer Frühzug von Graz nach Villach.

Ausbau der bestehenden Flotte

Zwar spart die ÖBB im Jahr rund 3,5 Millionen Tonnen an ein, aber die Pendler-Querverbindung Schweinbarther Kreuz im nö. Weinviertel wird dennoch durch Dieselbusse ersetzt. „Die Linie wurde nicht neu bestellt, aber sie ist nicht geschlossen. Ich sehe darin Potenzial für die Zukunft“, erklärt Matthä und lässt damit zumindest ein Comeback der Pendlerlinie offen.

2020 arbeitet die ÖBB allerdings nicht nur an neuen Verbindungen, sondern vor allem an der eigenen Flotte. Sukzessive sollen die alten Doppelstock-Züge (Dosto) auf Cityjet-Niveau ausgebaut werden. Bedeutet konkret: WLAN, bequemere Sitze, bessere Klimatisierung und neue Lackierung. „So erkennt man bereits von außen, ob man in einem der umgebauten Dosto-Züge sitzt“, so der ÖBB-Chef.

Geburtstagsgeschenk

Im kommenden Jahr dürfen sich außerdem 90.000 Jugendlichen in Österreich freuen, die 18 Jahre alt werden. Die ÖBB schenkt ihnen eine Vorteilscard Jugend. „Ganz unter dem Motto ,Vorteilscard statt Führerschein’ und ich bin gespannt, wie viele Jugendliche sich diese Karte holen“, sagt der ÖBB-Chef. Gespannt ist Matthä auch, wie lang es noch bis zu einer Österreich-Card für alle Bahnen dauert: „Da laufen die Verhandlungen.“

Alleine in der Ostregion haben die Österreichischen Bundesbahnen ein Plus von einer Millionen Fahrgäste. Auch in Tirol und Kärnten gibt es Zuwächse von rund zwei Prozent. Auf allen Fernverkehrsstrecken legten die ÖBB ebenso zu. Der Railjet zum Flughafen verzeichnet 2019 bereits 2,1 Millionen Fahrgäste.

Die Verbindung Wien bis Passau hat ein Plus von 26 Prozent, die Nordstrecke nach Prag ein Plus von zehn Prozent. Zehn Prozent mehr Kunden gibt es auf den Nightjet-Verbindungen. Derzeit fährt die ÖBB in 14 Länder, zwei neue kommen 2020 hinzu.