Chronik/Österreich

Nach dem Lawinenunglück mit fünf Toten werden Zweifel laut

Das Lawinendrama in der Wattener Lizum am vergangenen Samstag mit fünf toten Skitourengehern aus Tschechien hat in der Heimat der verunglückten Wintersportler zu Diskussionen geführt. Fraglich ist nämlich weiterhin, ob die beiden verstorbenen Tourenguides für die Route auf den beliebten Geier ausreichend qualifiziert waren. Sie hatten die Gruppe trotz Lawinenwarnstufe 3 (erheblich) und der Warnung eines Hüttenwirts ins Gelände geführt.

Jan Sechter, tschechischer Botschafter in Wien, bezweifelt, dass die Ausbildung der Guides ausreichend war. Er appellierte in tschechischen Medien an die Vernunft seiner Landsleute. Sechter rät zur Vorsicht. "Viele tschechische Reiseveranstalter, die in Österreich Outdoor-Aktivitäten wie Paragliding, Rafting oder eben Skitouren anbieten, stellen sich als professionell dar, obwohl ihnen die notwendige Lizenz dafür fehlt", warnt Sechter. Der Botschafter empfiehlt Klienten von Reisebüros, sich zudem zu vergewissern, dass Ausbildungen von Guides auch außerhalb Tschechiens anerkannt sind.

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Österreich sei aufgrund der höheren Berge und der Nähe für tschechische Sportler besonders attraktiv – die Häufigkeit tschechischer Unfallopfer sei hier am höchsten. Der Botschafter erinnert an die zahlreichen Unfälle in den letzten Jahren. Im vorigen Juli starben etwa zwei Kletterer aus Tschechien auf der Rax (Niederösterreich) nachdem sie abgestürzt waren. Die Männer waren nicht ausreichend gesichert.

Ermittlungen laufen

Jörg Randl von der Alpinpolizei in Axams wollte mit Verweis auf die laufenden noch keine Antwort darauf geben, ob die Ausbildung der verunglückten Guides für eine derartige Tour ausreichend gewesen war. "Die beiden waren keine Bergführer. Einer war Ski-Instruktor, der andere Snowboard-Instruktor. Ob sie für Skitouren im Gelände qualifiziert waren, ist noch abzuklären." Die Polizei wisse derzeit nicht, wozu diese Ausbildungen in Tschechien berechtigen und mit welchen österreichischen sie vergleichbar seien, sagt Randl.

Der Unfallhergang ist inzwischen weitgehend geklärt. "Wahrscheinlich ist, dass es sich um eine Fernauslösung gehandelt hat. Die Unfallerhebungen an der Unglücksstelle sind abgeschlossen. Wir müssen noch Bildmaterial auswerten und sind bezüglich der Identifizierung der Opfer in Rücksprache mit den tschechischen Behörden", erklärt Randl.

Hohe Lawinengefahr

Die Gefahr von weiteren Lawinenabgängen bleibt unterdessen groß. Der Tiroler Lawinenwarndienst mahnt aufgrund des Neuschnees der letzten Tage zu besonderer Vorsicht. Der Wind hat die Situation zusätzlich verschärft. Im Hochgebirge herrscht vielerorts Lawinenwarnstufe 4 – große Gefahr. Vereinzelt seien auch Selbst- oder Fernauslösungen möglich. In Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und der Steiermark wurde die Lawinengefahr großteils mit Stufe 3 beurteilt.