Muslime wollen keine Kontrollen in Moscheen
Von Bernhard Ichner
Das neue Islamgesetz ist zwar noch nicht endgültig beschlossen, sorgt aber permanent für Aufregung. Weil Muslime sich unter Generalverdacht gestellt fühlen im Allgemeinen. Und im Besonderen, weil Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) in einem Zeitungsinterview die Aufwertung des (zum Bundeskanzleramt gehörenden) Kultusamtes zu einer "operativen Religionsbehörde" angekündigt hat. Islam-Vertreter befürchten nun die Installierung einer "Religionspolizei". In sozialen Netzwerken taucht immer öfter die Frage auf: Wo bleibt da die Trennung von Kirche und Staat? "Wenn wir schon neue Regeln aufstellen, dann muss es auch eine Behörde geben, die deren Einhaltung überprüft", heißt es dazu aus Kurz’ Büro. Das schließe auch Kontrollen der Moscheen ein.
"Schärfe zeigen"
"Was würde passieren, wenn man überwacht, was in Kirchen passiert?", stellt indes der Wiener SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi zur Diskussion. Zudem seien Moscheen keine geschlossenen Gesellschaften. "Dort passiert nichts unter Geheimhaltung."
"Handlungsbedarf"
Eine Moschee-Polizei brauche niemand zu fürchten, betont man im Büro von Integrationsminister Sebastian Kurz. Man werde keine Beamten in Gotteshäuser schicken, um dort "aufzupassen" – "das ist absurd, da werden bloß Ängste geschürt".
Allerdings sehe man akuten Handlungsbedarf. "Nicht gegen den Islam, sondern gegen den Islamismus." Um kontrollieren zu können, ob das Islamgesetz korrekt vollzogen wird, werde das Kultusamt aufgestockt. Um wie viele Mitarbeiter, stehe aber noch nicht fest. Zurzeit sind es vier.
Aufgabe der Beamten werde sein, "Meldungen nachzugehen", erklärt der Ministeriumssprecher. Etwa, wenn der Verdacht der Auslandsfinanzierung einer Moschee besteht. Oder auch, wenn Predigt-Inhalte im Widerspruch zu den Grundwerten des Rechtsstaats stehen. Das Kultusamt selbst hat gar keine Kontrollrechte, in der Praxis bedürfe es der Amtshilfe durch das Finanzministerium oder auch durch den Verfassungsschutz – "aber einer braucht den Überblick".
Beschlossen wird das Islamgesetz nicht vor Februar.