Mitarbeiter belastete Chef im Grazer "Gammelfleisch"-Prozess schwer
Im Grazer Straflandesgericht ist am Montag der Prozess gegen den Geschäftsführer eines Schlachthofs fortgesetzt worden. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, zehn Jahre lang genussuntaugliches Fleisch unter einwandfreie Ware gemischt und verkauft zu haben. Ein ehemaliger Mitarbeiter belastete ihn schwer: "Das ist jede Woche passiert", gab der Zeuge an. Er selbst habe verdorbene Teile gesäubert und unter das normale Fleisch gemischt. Der Beschuldigte leugnete alles.
Der Prozess begann am 12. Februar und wurde nun fortgesetzt. Auch diesmal standen wieder Tierschützer mit Transparenten vor dem Gericht und machten auf die Zustände in Schlachthöfen aufmerksam. "Schlachthöfe sind keine Wohlfühlzonen für die Tiere", hatte Verteidiger Gerald Ruhri bereits zu Verhandlungsbeginn aber bereits festgestellt. Die Anschuldigungen gegen seinen Mandanten seien haltlos, sagte der Anwalt.
Angeklagter vermutet Racheakt
Der Angeklagte fühlte sich nicht schuldig, er vermutete einen Racheakt ehemaliger Mitarbeiter oder gezielte Aktionen von Konkurrenten. Als erster Zeuge wurde ein ungarischer Fleischhauer gehört, der von 2012 bis 2017 in dem Betrieb gearbeitet hat. "Haben Sie mit ihrem Chef Probleme gehabt?", fragte Richter Gerhard Leitgeb. "Nein", beteuerte der Befragte. "Stimmt es, dass genussuntaugliches Fleisch mit anderem vermischt worden ist?", interessierte sich der Richter. "Ja", kam es kurz und knapp. Der Zeuge gab an, er habe das seit 2013 beobachtete und "es ist jede Woche passiert", war also kein Einzelfall.
Die Details waren wenig appetitlich: Von kranken Schweinen wurden verzehruntaugliche Stücke entfernt und sollten eigentlich über die Tierkörperverwertung (TKV) entsorgt werden. "Wir mussten das verdorbene Fleisch abwaschen und zum normalen Fleisch dazugeben", schilderte der Fleischhauer. Diese vom Tierarzt bereits als TKV-Schweine deklarierten Tiere wurden am selben Platz zerlegt wie die anderen, das Vermischen war somit kein Problem. Ein Zeuge hatte im Zuge der Ermittlungen angegeben, er habe nie einen Betrieb gesehen, in dem so unhygienisch gearbeitet wurde. "Warum haben Sie das gemacht?", wollte der Richter wissen. "Es wurde mir gesagt", rechtfertigte sich der Zeuge. Die Kommunikation sei über "einen Slowenen" gelaufen, der wohl auch geladen wird.
Vorwurf des schweren Betruges
Ankläger Konrad Kmetic von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft warf dem Beschuldigten gewerbsmäßigen schweren Betrug, Vergehen gegen das Lebensmittelgesetz und Anstiftung zum Amtsmissbrauch vor. Aufgeflogen war die ganze Sache, als drei Schweineteile, die für die TKV vorgesehen waren, unbemerkt mit Mikrosendern versehen wurden und plötzlich beim genusstauglichen Fleisch auftauchten. Der Staatsanwalt hatte den Schaden mit 5,7 Millionen Euro beziffert, wofür es laut Verteidiger "keine konkreten Unterlagen" gebe.
Der Angeklagte erklärte, das Ganze sei auf eine defekte Waage an einem Tag zurückzuführen, die ein Chaos in den Abläufen verursacht haben soll. Dadurch seien möglicherweise die Fleischteile durcheinandergeraten. "Es wurde nie etwas verkauft, das gesundheitsschädlich war", betonte der Verteidiger.
Der Prozess findet am 2., 3., 4. und 5. März statt. Ob es am Freitag tatsächlich ein Urteil gibt, war zunächst noch nicht klar.