Chronik/Österreich

Opfer von Ordensbrüdern werden entschädigt

Lange hat es gedauert, ehe die unabhängige Opferschutz-Anwaltschaft (vulgo Klasnic-Kommission) zwei ehemaligen Internatsschülern des steirischen Stiftes Admont eine Entschädigung zuerkannt hat. Mehr als zwei Jahre in einem Fall und mehr als ein Jahr in einem weiteren.

Lange – 37 bzw. 43 Jahre – liegen auch die Vorfälle zurück, die sich laut Aussagen der beiden im Stiftsgymnasium abgespielt haben sollen. Schwere körperliche und psychische Gewalt wird zwei Brüdern des Benediktinerstiftes Admont vorgeworfen. Das bestätigen die Klasnic-Kommission, das Stift und die Erzdiözese Graz-Seckau.Den beiden ehemaligen Schülern werden nun 25.000 Euro aus dem Entschädigungsfonds der katholischen Kirche ausbezahlt. Zusätzlich erhalten sie Psychotherapie.

Weiterhin Pfarrer

Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt geht weiter als die offizielle Darstellung kirchlicherseits: Die Opfer seien in den 1960er- und ’70er-Jahren von den zwei Fratres „mehrfach rituell vergewaltigt“ worden. Rothwangl: „Und die beiden Benediktiner sind nach wie vor in der Diözese im Dienst. Einer als Pfarrer in der Obersteiermark.“ Rothwangl kritisiert zudem, dass die Klasnic-Kommission, die Entschädigung eines der beiden Betroffenen ursprünglich abgelehnt hatte. „Das hat mich damals auch gewundert“, sagt ein Vertrauter von Erzbischof Egon Kapellari. „Einer der Priester hatte die Gewalt ja damals schon öffentlich zugegeben.“

Seitens der Klasnic-Kommission heißt es: „Der Fall wurde damals wegen mangelnder Plausibilität abgelehnt.“ Erst durch die Meldung eines weiteren Zeugen (das zweite Opfer) hätte sich die Plausibilität erhöht. Man sei zum Entschluss gekommen, die Entschädigungen zu zahlen. Zum Vorwurf der Vergewaltigung wollte Kommissionssprecher Herwig Hösele nichts sagen.

Kein Missbrauch?

„Die Aussagen zum Missbrauch stimmen nicht“, meint hingegen Pater Winfried Schwab, Pressesprecher des Stiftes Admont. Auch der Sprecher der Erzdiözese Graz-Seckau, Georg Plank, sagt, dass „keinerlei sexuelle Gewalt“ nachgewiesen werden konnte. „Das ist auch der Grund, warum die beiden Pater noch im Dienst sind.“ Wäre sexueller Missbrauch evident, hätte man die beiden schon abgesetzt. Die Vorwürfe der nun entschädigten ehemaligen Stiftsschüler seien überdies bisher die einzigen gegen die beiden Geistlichen aus Admont. Für die Misshandlungen an den beiden Entschädigten „haben sich die Mitbrüder offen entschuldigt“, erklärt Stiftssprecher Schwab.

Ungemach hat die katholische Kirche auch in Deutschland. Wie die Süddeutsche Zeitung gestern berichtete, löste die Kirche ihren Vertrag mit einem Forschungsinstitut. Dieses hatte den Auftrag, sexuellen Missbrauch in der Kirche wissenschaftlich fundiert aufzuarbeiten. Datenschutz war der Hauptkonfliktpunkt.