Chronik/Österreich

Millionenbetrug beim Pokern mit Geräten wie bei James Bond

Die mutmaßlichen Tricks der Falschspieler sind filmreif: Karten wurden auf der Rückseite mit Spezialtinte so markiert, dass der Betrüger (mit Kontaktlinsen) feststellen konnte, ob es sich um ein Ass oder eine andere Karte handelt. Auch Magnetstreifen wurden eingebaut und der Kartenwert an Geräte geschickt, die in Feuerzeugen und Zigarettenschachteln versteckt waren. Sogar die exakten Gewinnchancen wurden dabei ausgerechnet und an versteckte Kopfhörer weitergeleitet.

Wiener betrogen

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Der mutmaßliche Chef der Bande, der Deutschtürke Ali T. (43), wurde vor zwei Wochen in Augsburg in U-Haft genommen, wie Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai dem KURIER bestätigte. Drei Komplitzen sitzen in Frankreich in Haft. Die mehrköpfige Gruppe war auch im Casino Bregenz, im Casino Salzburg und bei Partien um extrem hohe Einsätze in Saalfelden aktiv. Einer der Stars der österreichischen Szene, der Wiener Manuel Blaschke, soll von der Gruppe bei der WPT in Barcelona um das Preisgeld für den Sieg (315.000 Euro) gebracht worden sein.

Auf die Spur der Bande kam erstmals 2010 der Wiener Turnierdirektor der European Poker Tour, Thomas Kremser. Damals fiel ihm auf, dass ein Fotograf Ali T. merkwürdige Zeichen mit den Händen gab. Diese Art des Betruges nennt sich „Matrosenfunk“. Dabei werden mit speziellen Handzeichen die Werte der Karten an den Komplizen am Pokertisch „gesendet“. Ein König ist zum Beispiel ein Griff an die Stirn. Als der Fotograf ausgeschlossen wurde, endete die erstaunliche Glücksserie von Ali T. sehr rasch.

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Anschließend dürfte die Gruppe ihre Methoden verbessert haben. Im heurigen März verschwand ein prominenter Spieler und mutmaßliches Mitglied der deutschen Bande spurlos – Kadir Karabulut. In seinem Audi fand die Kripo die gezinkten Karten und die ausgefeilte Technik für Betrügereien. Nach dem Mann wird seither ergebnislos gefahndet. Karabulut (41) ist gelernter Elektriker und testete die Apparate offenbar zunächst als Zaubertricks im Bekanntenkreis. Anschließend dürfte er sie bei den Pokerrunden eingesetzt haben.

Ali T. hat bereits seit längerem Hausverbot bei den Casinos Austria. Zuletzt wollte er bei der World Poker Tour im Wiener Montesino antreten, bekam aber schon im Vorfeld mitgeteilt, dass er nicht erwünscht sei. Bei anderen Turnieren in Frankreich und den Niederlanden war es zuletzt bereits zu Eklats gekommen. Allein nachzuweisen war der Bande bisher nichts. Das änderte sich erst durch den Fund in Karabuluts Wagen.

Derzeit wird gegen weitere Mitglieder der deutsch-türkischen Gruppe ermittelt, darunter könnten sich Österreicher befinden, heißt es.