Mehr Unfälle: Forderung nach Tests für ältere Lenker
Von Michael Berger
Der Trend der sinkenden Zahl an Verkehrstoten dürfte heuer zu Ende gehen. Denn seit 1999 verzeichnete die Statistik jedes Jahr einen Rückgang des Blutzolls auf Österreichs Straßen. Tatsache ist aber, dass heuer bis 18. Oktober 392 Menschen bei Unfällen getötet wurden. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 360. Eine Steigerung von 8,8 Prozent oder 32 Todesopfern. Experten sprechen für heuer von bis zu 500 Toten auf den Straßen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 430.
Besonders negativ ist die Entwicklung in Salzburg und Tirol (siehe Grafik). Die zuständigen Verkehrslandesräte, Hans Mayr (Team Stronach/Salzburg) und Ingrid Felipe (Grüne/Tirol), haben die Unfallentwicklung bereits analysiert. Demnach kamen in beiden Bundesländern verhältnismäßig viele Senioren zu Schaden.
Gesundheitstests
"Wir verzeichnen bei vielen Unfällen vermehrt ältere Menschen in kleineren Autos als Betroffene. Die Unfallauslöser waren total verschieden. Es waren immer individuelle Fehler, wie Verletzungen des Vorranges oder falsches Kurvenfahren."
Auch in Tirol denkt Verkehrslandesrätin und Vize-Landeshauptfrau Ingrid Felipe laut über regelmäßige Gesundheits-Kontrollen bei älteren Autofahrern nach: "Neben Motorradfahrer wurden heuer überdurchschnittlich viele Senioren bei Verkehrsunfällen verletzt oder gar getötet."
Auf Bundesebene ist man sich des Problems bewusst. Wirklich reagieren möchte man vorerst noch nicht. "Wir werden die Entwicklung der Unfallbilanz 2015 abwarten und danach analysieren. Mobilität ist ein sehr heikles Thema. Vor allem müssen die Unfallursachen untersucht werden", sagt die Sprecherin von Verkehrsminister Alois Stöger. Ein Beispiel: So dürfte der in vielen Fällen lebensrettende Gurt von älteren Verkehrsteilnehmern oft ignoriert werden.
Tempobremse für Biker
Auch Motorradfahrer gelten 2015 wiederum als Problemgruppe. Denn im Vergleichszeitraum zu 2014 starben heuer bereits um elf Biker mehr (81 Tote). In Tirol sollen daher einige Unfallstrecken mit drastischen Tempolimits sicherer gemacht werden. "Während auf diesen Routen für Pkw Tempo 100 gilt, sollen Motorräder mit maximal 80 km/h fahren dürfen", erklärt der Sprecher der Tiroler Verkehrslandesrätin. Dieses Beispiel könnte auch in anderen Bundesländern Schule machen.
Für das Innenministerium ist vor allem der lange, freundliche Sommer für die negative Unfallbilanz verantwortlich. Sprecher Karl-Heinz Grundböck: "Durch das Ausflugswetter stieg auch das Verkehrsaufkommen." Die Frage, ob die Exekutive im Sommer genügend kontrolliert hat, delegierte der Ressort-Sprecher an die Kollegen in die Bundesländer: "Für die Kontrolldichte sind die Landespolizei-Direktionen verantwortlich."