Chronik/Österreich

Maturareisen auf Schrumpfkurs

Die Event-Maturareisen versprechen Party, Alkohol und Sex. "Die beste Woche eures Lebens" wird den Maturanten angekündigt. Der Markt ist umkämpft, die Methoden der zwei übrig gebliebenen Anbieter Summersplash und X-Jam mitunter im Graubereich. Man trifft einander nur im Gerichtssaal. Schließlich gibt es keine Stammgäste, jedes Jahr wird der harte Wettstreit um die Buchungszahlen neu geführt.

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Heuer dürfte es nicht rosig aussehen. Selbst die offiziellen Zahlen zeigen Rückgänge: Statt 12.000 Maturanten im Vorjahr gibt "Mister Summersplash" Dietmar Tunkel für heuer nur noch 9500 Gäste an, sein Intimfeind Alexander Knechtsberger nur noch 6800 statt "8000 bis 9000". X-Jam musste sogar eine der drei Wochen absagen, offiziell wegen "Terminproblemen mit der Zentralmatura".

Zahlenspiele

Tatsächlich dürften diese Zahlen zu hoch gegriffen sein. Ein Blick auf die Homepages der beiden Hotels bekräftigt dies. X-Jam feiert im Crystal Paraiso (übrigens ein Viereinhalbstern-Hotel statt dem versprochenen Fünfstern-Ressort) mit 658 Zimmern. Wie man hier angebliche 6800 Maturanten in zwei Wochen unterbringen will, erklärt man so: Das Hotel werde gerade ausgebaut. Allerdings wird auf der X-Jam-Homepage explizit versprochen, dass nicht mehr als 2000 Maturanten pro Woche untergebracht werden, das wären dann maximal 4000 Maturanten.

Das nur wenige Kilometer entfernte Crystal Admiral vom Summersplash gibt rund 2400 Betten in 840 Zimmern als Kapazität an. 9500 Maturanten werden hier wohl innerhalb von drei Wochen schwer Platz finden. Tunkel spricht davon, dass Kapazitäten (etwa für die Crew) in umliegenden Hotels gebucht wurden.

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Der Kampf auf Biegen und Brechen zwischen den einstigen Weggefährten Knechtsberger und Tunkel scheint langsam aber sicher Spuren zu hinterlassen. Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft rund um einen von X-Jam behaupteten Datenklau gegen einen Summersplash-Mitarbeiter. Die Affäre führte dazu, dass der Summersplash zu Jahresbeginn von der TUI an Anton Aigner verkauft wurde. Tunkel ist sich sicher, "dass am Ende nichts herausschauen wird".

Partys statt A-Promis

Mit den geringeren Besucherzahlen sinkt auch der Promifaktor. Statt Kate Perry oder David Guetta stehen diesmal DJ Antoine oder Mike Candys auf der Summersplash-Bühne, X-Jam sagt lieber gleich gar nicht, wer bei ihnen auftritt. Tunkel kontert allerdings: "Wir machen Umfragen unter der Jugend. Die Namen sind Erwachsenen vielleicht nicht so bekannt, aber unter den Maturanten kennt sie jeder. Mich kosten diese Auftritte rund eine Viertel Million Euro." Dazu bietet Summersplash nun erstmals ein Bungee-Jumping in der Anlage und setzt verstärkt auf private, exklusive Kleinpartys in der Anlage.

Beide Veranstalter blicken dennoch optimistisch in die Zukunft. Für 2016 kann bereits auf den Homepages gebucht werden. Statt damit zu werben, dass alles größer wird, heißt es nun: Kleiner, aber dafür feiner.