Chronik/Österreich

Mahnmal ist Totalschaden: Provokation gegen Demo?

Ein Mitarbeiter der Stadtgärtnerei machte am frühen Mittwochmorgen im Kurpark beim Schloss Mirabell eine erschreckende Entdeckung: Das Mahnmal für Euthanasieopfer des NS-Regimes ist völlig zerstört. Das Glas der rechteckigen Stele, die mit einem Sand-Asche-Gemisch befüllt war, wurde vermutlich in der Nacht mit einem spitzen Gegenstand eingeschlagen. Wegen des Regens drohte es zusammenzustürzen. Die Stadt Salzburg spricht von einem Totalschaden in Höhe von etwa 10.000 Euro. Das Mahnmal, gestaltet vom Linzer Künstler Otto Saxinger, war jenen 500 Patienten der Salzburger "Landesheilanstalt für Geistes- und Gemütskranke" gewidmet, die 1941 nach Schloss Hartheim bei Linz verschleppt und getötet wurden.

Erneuter Vandalenakt

Laut Hermann Rechberger, Leiter des Landesamts für Verfassungsschutz, gibt es noch keine Hinweise auf mögliche Täter. "Wir ermitteln stark in Richtung der rechten Szene", sagt er. Das Timing des Anschlags ist bemerkenswert: Am Abend wurde in Salzburg FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache und der Spitzenkandidaten zur EU-Wahl Harald Vilimsky zu einer Kundgebung erwartet. Die "Plattform gegen Rechts" organisierte eine Gegen-Demo, deren Treffpunkt das nunmehr zerstörte Mahnmal war. Die Veranstalter ließen sich nicht einschüchtern: Die Demo fand statt. "Es kann eine Provokation aus dem rechten Eck gewesen sein, gerade dieses Mahnmal an diesem Tag zu zerstören. Nicht selten wollen einschlägige Akteure damit zeigen: Wir sind auch noch da", erklärt der Salzburger Verfassungsschützer. Etwas Ähnliches ist am Wochenende in Oberösterreich passiert: Am Tag vor der Befreiungsfeier beim KZ Mauthausen wurden ein Hakenkreuz und NS-Parolen auf eine Mauer und ein Grab eines türkischen Kindes gesprayt.

Zurück nach Salzburg: In der Stadt ist es seit dem Sommer immer wieder zu rechtsradikalen Vandalenakten gekommen. Zwei junge Männer, die im Herbst gefasst wurden, bekannten sich als Rechtsradikale, die mehrere Stolpersteine mit Teer beschmiert haben. Im Winter wurde ein Gedenkstein am Kommunalfriedhof zwei Mal beschmiert, dann ein Davidstern vor der Synagoge. Ende April wurden erneut verunstaltete Stolpersteine entdeckt. Anfang Mai schrieben Unbekannte das Wort "KZ" auf die Tür zur Notschlafstelle der Caritas in der Herrnau. Zuvor waren auf Facebook hetzerische Kommentare aufgetaucht, die Bettler gehörten "unter die Dusche im KZ Mauthausen".