"Lasse nicht zu, dass sie sich aus der Affäre zieht"
Ein Versagen als Führungskraft, zu wenig Präsenz in der Behörde und die missbräuchliche Verwendung des Dienstautos: Die Vorwürfe gegen die Bezirkshauptfrau von Zell am See, Rosmarie Drexler, wiegen schwer. Am Mittwoch wurden gegen die angesehene Beamtin und den Leiter des Strafamts Disziplinarverfahren eingeleitet und Suspendierungen ausgesprochen. Beide kündigen an, Berufung einzulegen.
Die 61-jährige Drexler hatte, wie berichtet, Anfang der Woche einen Antrag auf Pensionierung eingereicht. Grund: Das Vertrauen zu ihrem Arbeitgeber sei getrübt.
Das lässt Personallandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) nicht auf sich sitzen – der Pensionsantrag ist für die Dauer des Disziplinarverfahrens auf Eis gelegt. „Zu sagen: ‚Schwamm drüber’, ist nicht mein Stil. Ich lasse nicht zu, dass sie sich aus der Affäre zieht. Ich denke dabei besonders an die Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft, die dem Anschein nach unter der Situation gelitten haben“, sagt Schwaiger.
Nachsatz: „Frau Drexler ist uns seit 20 Jahren als verdiente Führungskraft bekannt. Es wird auch in ihrem Sinne sein, die Vorwürfe vollständig und kompromisslos aufzuklären.“ Während der Suspendierung hat Drexler Anspruch auf 60 Prozent ihres Bruttogehalts.
Beamte überfordert
Die Missstände in der Behörde sind Anfang Juli ans Tageslicht gekommen. Schon vorher soll es laut Schwaiger intern Beschwerden gegeben haben, dass es im Strafamt zu wenig Personal gebe bzw. dass die Ressourcen falsch eingesetzt würden. „Da hat man jahrelang tatenlos zugeschaut und das Land nicht informiert“, sagt Schwaiger, der erst seit Juni 2013 im Amt ist. In den vergangenen fünf Jahren sind zahlreiche Strafverfahren liegen geblieben und verjährt. Die Interne Revision des Landes ermittelt, ein Ergebnis dürfte im Herbst vorliegen. In einem Zwischenbericht ist die Rede von einer Schadenshöhe bis zu 400.000 Euro.
Die Machenschaften der Bezirkschefin dürften demnächst auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien beschäftigen: Es gibt Ungereimtheiten zum Erwerb und zur Nutzung ihres Dienstwagens, eines Audi Q3. „Wir haben eine Sachverhaltsdarstellung nach Wien geschickt und hoffen auf eine rasche Klärung“, sagt Schwaiger. Details möchte er nicht verraten – bekannt ist nur, dass ihre Fahrtkosten beinahe doppelt so hoch sind wie die der anderen Bezirkshauptleute.
Drexler hatte im KURIER-Gespräch Anfang Juli noch betont, sie könne „jeden Kilometer nachweisen“ und habe ein reines Gewissen. Seither ist sie in Krankenstand und telefonisch nicht mehr erreichbar. Nach außen kommuniziert die 61-Jährige nur noch über ihren Anwalt.