Tirol-Wahl: ÖVP stürzt ab, bleibt aber stärkste Partei; Match um Platz 2
Die ÖVP hat bei der Landtagswahl in Tirol einen Absturz erlitten. Die Partei von Spitzenkandidat Anton Mattle büßte rund zehn Prozentpunkte ein und kam laut vorläufigem Endergebnis auf 34,71 Prozent der Stimmen. 2018 erzielte die Volkspartei noch 44,26 Prozent. Die FPÖ konnte die SPÖ überholen und belegte mit 18,84 Prozent Platz zwei (2018: 15,53 Prozent). Die SPÖ stagnierte nahezu und erreichte 17,48 Prozent (2018: 17,25 Prozent).
Die Liste Fritz legte auf 9,9 Prozent zu (2018: 5,46) und überholte die Grünen, die nur mehr auf Platz fünf kommen. Die Öko-Partei erreichte 9,2 Prozent - und verlor gegenüber 2018 rund eineinhalb Prozentpunkte (Ergebnis 2018: 10,67 Prozent).
Die NEOS konnten leicht zulegen und erreichten 6,29 Prozent. 2018 kamen die Pinken bei ihrem erstmaligen Einzug in den Landtag auf 5,21 Prozent. Gescheitert an der Fünf-Prozent-Hürde ist die MFG mit 2,78 Prozent. Die KPÖ erreichte 0,67 Prozent, die Liste "mach mit" 0,13 Prozent.
Die Wahlbeteiligung lag bei 65,02 Prozent (2018: 60,0). Das von der Landeswahlbehörde auf ihrer Webseite bekannt gegebene vorläufige Endergebnis beinhaltet auch die per Briefwahl und Wahlkarten abgegebenen Stimmen - diese werden in Tirol am Wahltag mitausgezählt.
Tirols ÖVP-Obmann und Spitzenkandidat Anton Mattle will trotz fast zehn Prozentpunkten minus eine Landesregierung bilden. Man habe eine "Aufholjagd" gestartet und dies habe letztlich geklappt, sagte Mattle vor Journalisten. Er werde am Montag im ÖVP-Parteivorstand auch nicht die Vertrauensfrage stellen.
Die Landespartei sei zu Wahlkampfbeginn bei 29 Prozent gestartet, meinte Mattle. Es sei gelungen, Wähler zurückzuholen, wenngleich: "Wir haben verloren, das ist uns bewusst". Man werde aber alles tun, um dieses Vertrauen zurückzugewinnen.
Als stimmenstärkste Partei stelle die ÖVP weiter den "Führungsanspruch", betonte der 59-Jährige. Man werde in den kommenden Tagen mit Sondierungsgesprächen beginnen, so Mattle. In punkto Koalitionen wollte sich der ÖVP-Landesparteiobmann nicht festlegen. Diesbezüglich sei er "noch offen". Eine mögliche Zweierkoalition mit der FPÖ werde es jedenfalls nicht geben, erneuerte Mattle seine Ansage aus dem Wahlkampf. Er würde sich auch durchaus zutrauen, eine "Dreierkoalition ins Leben zu rufen", wie er es ebenfalls schon vor der Wahl erklärt habe: "Jetzt werden wir in den Sondierungsgesprächen draufkommen, wie gut die Dinge funktionieren". Nach derzeitigem Stand gehen sich nur ÖVP-Zweierkoalitionen mit SPÖ oder FPÖ aus.
"Sehr zufrieden"
Tirols FPÖ-Obmann und Spitzenkandidat Markus Abwerzger hat sich mit dem vorläufigen Wahlergebnis der Freiheitlichen "sehr zufrieden" gezeigt. "Die FPÖ ist wieder da", sagte Abwerzger zur APA. Anfang des Jahres sei man in Umfragen noch bei rund 13 Prozent gelegen, erinnerte er.
Man habe ein "sehr gutes Ergebnis" erreicht und sei sehr erleichtert, so Abwerzger. Der FPÖ-Spitzenkandidat sah noch Chancen, die 19 Prozent zu überspringen und vielleicht das beste Ergebnis in der Geschichte der Tiroler FPÖ einzufahren. Dieses lag im Jahr 1999 bei 19,6 Prozent. Nunmehr liegt man laut Hochrechnung vorerst bei 18,9 Prozent.
Abwerzger bekundete zudem das Bestreben, weiter im Koalitionsspiel zu bleiben: "Wir strecken die Hand aus und sind gesprächsbereit mit allen". Er frage sich, ob ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle sich mit einem Minus von fast zehn Prozentpunkten noch halten könne.
SPÖ hofft auf Platz 2
Tirols SPÖ-Chef und Spitzenkandidat Georg Dornauer hat sich zuversichtlich gezeigt, im Laufe des Abends noch Platz Zwei zu erreichen und damit die FPÖ zu überholen. "Ich glaube, es wird eine Punktlandung", meinte er in einer ersten Reaktion nach der ersten Hochrechnung Sonntagabend. Erste Gratulationen richtete er an die ÖVP.
Die Schwarzen hätten nun den "demokratisch legitimierten Auftrag zur Regierungsbildung", sagte Dornauer. Daher werde er am Abend nicht zum Hörer greifen und sich bei der ÖVP wegen einer möglichen Regierungszusammenarbeit melden.
"Nicht schön reden"
Grünen-Spitzenkandidat Gebi Mair will das Ergebnis seiner Partei bei der heutigen Landtagswahl "nicht schön reden". Klar sei, Schwarz-Grün sei Geschichte und man sei bei Koalitionsgesprächen auch nicht erster Ansprechpartner. Würden sich aber bei Sondierungen anderer Parteien keine Ergebnisse ergeben, stünde man für Gespräche zur Verfügung.
Was seine persönliche Zukunft angeht, ließ diese Mair gegenüber der APA offen. Die Grünen gewännen und verlören gemeinsam. Man werde sich nun daher gemeinsam anschauen, wie man sich am besten in neuen Verhältnissen aufstelle.
Wie es zu dem "schmerzlichen Abend" kam, sieht Mair im Zusammenhang mit der Regierungstätigkeit. Hier habe man Verantwortung für Dinge übernehmen müssen, aber auch wollen, die nicht immer populär gewesen seien, spielte er unter anderem auf die Corona-Politik an.