Kunsthaus: "Heute lieben es 95 Prozent der Grazer"
„Es ist Millionen Mal abgebildet worden. Egal, wo ich hinfahre, das Kunsthaus kennt man“, versichert Barbara Steiner, dessen Leiterin. Errichtet für „Graz03“, jenem Jahr, in dem der Titel der Kulturhauptstadt an die Mur wanderte, sei das Gebilde mit seinem lustigen blauen Wabbeldach „in den Herzen der Grazer angekommen“, wie Steiner glaubt. „Heute lieben es vermutlich 95 Prozent der Grazer. Vor der Eröffnung haben es 70 Prozent gehasst.“
16 Jahre nach Baufertigstellung soll das Kunsthaus auch real der Stadt Graz sowie dem Land Steiermark gehören, bisher war man für den kulturellen Betrieb zuständig. Finanzstadtrat Günter Riegler, ÖVP, plant, vorzeitig aus dem Leasingvertrag mit der Bank Austria auszusteigen. Über Leasing wurden 2001 bei Baubeginn die 38,4 Millionen Euro Baukosten finanziert.
Günstiges Zeitfenster
Diese Variante sei gerade wegen Zinslandschaft und Steuerpflicht günstig, begründet Riegler. Vage bleibt der Stadtrat am Montag auf Fragen nach Ersparungen oder Verdienst der Bank durch das Geschäft. „Die Bank bekommt die 40 Millionen, die sie für die Errichtung gezahlt hat“, meint Riegler.
Bei den Debatten und nötigen Gemeinderatsbeschlüssen ab 2001 ging es doch etwas detaillierter: 191.546 Euro betrage die monatliche Leasingrate, hieß es dereinst. Geleast wurde hauptsächlich deshalb, weil Land Steiermark und der Bund ihren Zuschuss für das Kunsthaus nicht rechtzeitig überwiesen hatten.
Im Februar oder März 2020 soll die Kündigung des Leasingvertrages abgewickelt sein. Danach geht das Kunsthaus in eine eigene Gesellschaft über, die je zur Hälfte der Stadt Graz wie dem Universalmuseum Joanneum (UMJ) gehört, also de facto dem Land Steiermark, denn das UMJ gehört dem Land.
Barbara Steiner bleibt Chefin des Kunsthauses, sie will es mit der Änderung der Eigentümerverhältnisse auch künstlerisch neu ausrichten. „Wir haben die Monets, Klimts und Schieles hier, die man in 50 Jahren als besonders wertvoll betrachten wird.“ Der Fokus soll auf Tourismus liegen: Das Gebäude könne zum Aushängeschild der Stadt werden. „Es ist eine Ikone“, betont Steiner. Bei den Ausstellungen ist ein Mix aus lokalen und regionalen Themen mit internationaler zeitgenössischer Kunst geplant.