Chronik/Österreich

Studentin am Inn erschlagen: Schock an FH

Noch drei Wochen, dann wäre Lucille K. wieder in ihre Heimat gereist. Doch das Ende ihres Auslandssemesters in Tirol sollte die Austauschstudentin von der Universität Lyon nicht mehr erleben. Am Sonntagvormittag fand die Polizei die Leiche der 20-Jährigen am Ufer des Inn in Kufstein. Wie die Polizei am Montag nach der Obduktion bekannt gab, wurde die junge Frau Opfer eines Gewaltverbrechens. „Sie hat einige Schläge mit einem derzeit unbekannten Gegenstand auf ihren Kopf erhalten. Diese Schläge waren sehr massiv“, berichtete Chefermittler Walter Pupp bei einer Pressekonferenz.

Vom Täter fehlt vorerst jede Spur. Fest steht jedoch, dass die Französin in der Nacht auf Sonntag auf dem Weg zu einer Freundin war und dabei mit ihr telefoniert hat. „Das Gespräch riss dann aber plötzlich um 23.45 Uhr ab“, schilderte Pupp. Die Freundin habe noch versucht, die Studentin zurückzurufen, konnte aber keinen Kontakt mehr herstellen. Als Lucille am nächsten Morgen nicht wieder in ihre Unterkunft zurückgekehrt war, erstatteten Freunde und Bekannte Vermisstenanzeige.

„Wir haben über Facebook erfahren, dass sie verschwunden ist. Wir sind alle geschockt“, erzählt Viviana Marchi aus Bergamo. Die Italienerin ist eine von 80 Austauschstudenten an der FH Kufstein, die viel miteinander unternehmen. Die 20-Jährige kannte die Französin gut. „Wir haben alle zusammen gefeiert. Sie war sehr lustig und mit jedem befreundet.“

Auf dem Campus ist die schwarze Fahne gehisst. Die Bestürzung über das brutale Verbrechen ist groß. „Ich komme aus Paris. In einer großen Stadt rechnet man mit so etwas. Aber hier in Kufstein?“, kann auch Studienfreund Louis Jalaber nicht fassen, was passiert ist.

Große Verunsicherung

Die vermeintliche Sicherheit in der Stadt am Inn ist für viele der internationalen Studenten ein Hauptgrund, ihr Erasmus-Programm in Kufstein zu absolvieren, erklärt Thomas Madritsch, Geschäftsführer der Fachhochschule: „Umso geschockter sind wir.“ Den Studenten habe man psychologische Hilfe angeboten. In einem Gedächtnisraum wurde ein Foto der 20-Jährigen aufgestellt. Es zeigt sie mit einem Lächeln, das laut ihren Freunden so typisch für sie war.

Über die Hintergründe der Tat kann vorerst nur spekuliert werden. Die Handtasche und das Handy der Frau sind jedoch verschwunden.Walter Pupp sagte am Montagabend, in der ORF-Fernsehsendung "Tirol heute", dass ein Sexualdelikt auszuschließen

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sei. Vermutlich handle es sich um einen Raub mit Tötungshandlung, so der Ermittler.

Besonders groß ist die Verunsicherung nun unter den weiblichen FH-Studenten. „Wir sind immer alle alleine nach Hause gegangen, weil wir dachten, Kufstein ist sicher“, sagt Viviana Marchi. „Aber jetzt ist nichts mehr so wie früher.“