Chronik/Österreich

Krankenhaus Mittersill: "Die Ärzte haben keine Perspektive"

Die Zukunft des Krankenhauses in Mittersill im Salzburger Oberpinzgau stand in den vergangenen Jahren immer wieder zur Diskussion. Seit Anfang 2016 ist das Spital mit jenem in Zell am See zum "Tauernklinikum" zusammengeschlossen. Der Standort Mittersill schien damit gesichert. "Wir haben gedacht, mit dem Tauernklinikum kehrt Ruhe ein", sagt SPÖ-Nationalrat Walter Bacher, der aus der Nachbargemeinde Uttendorf stammt.

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Nur: Die Stadtgemeinde Zell am See, die Eigentümerin des Tauernklinikums ist, will die gesamte Gesellschaft wegen der finanziellen Belastung an die Salzburger Landeskliniken (SALK) abtreten. Für die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Land gab es einen einstimmigen Beschluss des Zeller Gemeinderats im Dezember. Das Land zögert nun, die im Budget zurückgestellten Kosten für zwei neue Operationssäle in Höhe von zwölf Millionen Euro locker zu machen.

Kündigungen

Walter Bacher sieht die Klinik daher neuerlich in Gefahr. "Dem Vernehmen nach verlassen immer mehr Ärzte unser Krankenhaus in Mittersill. Neben bereits bekannten Kündigungen sollen kürzlich weitere dazugekommen sein", behauptet Bacher. Von "etlichen Anrufen und Zuschriften aus der Region" ist aus den Reihen der SPÖ die Rede. Grund für die Kündigungen sind aus der Sicht der Roten die bisher vom Land nicht eingehaltenen Investitionszusagen. "Die Ärzte laufen uns weg. Sie haben ohne OP-Säle keine Perspektive", meint Bacher. "Damit stirbt das Krankenhaus. Die Leute sind total verunsichert. Damit ist auch die Notarzt-Versorgung in Frage gestellt."

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Von fehlenden Perspektiven berichtet auch Manfred Deutsch, Obmann der Mittersiller SPÖ. Der Bevölkerung brenne es unter den Nägeln. Ohne Krankenhaus sei für einen Patienten im Oberpinzgau ein Schlaganfall quasi ein Todesurteil, befürchtet Deutsch. Wie sein Parteikollege vermutet er ein politisches Kalkül von Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP), der das Krankenhaus bewusst "aushungern" wolle.

ÖVP: "Panikmache"

Stöckl weist die Vorwürfe zurück und spricht von "parteipolitischer Panikmache". Obwohl es immer schwieriger werde, genügend Ärzte am Standort zu halten, wolle er das Krankenhaus für die Zukunft rüsten, kalmiert der Landesrat. Er warte noch auf Daten von der Geschäftsführung des Tauernklinikums. "Ich übernehme sicher nicht etwas, das ich nicht genau kenne", meint Stöckl. Er rechnet damit, dass das Tauernklinikum mit den Standorten Zell am See und Mittersill bis spätestens 2020 in die SALK eingegliedert sein soll.

Zur SPÖ-Kritik, wonach die Investitionen für die beiden OP-Säle neuerlich überprüft werden sollen, meint Stöckl: "Es ist ein Unterschied, ob ich einen Zuschuss ins Budget gebe oder ob ich insgesamt alles übernehme, weil ich dann auch das medizinische Konzept in meiner Verantwortung habe." Aber er könne die Oberpinzgauer beruhigen – in dem ebenfalls von der SALK übernommenen Krankenhaus Tamsweg seien 23 Millionen Euro statt der ursprünglich geplanten 16 Millionen Euro geflossen.