Klimaforscher Marc Olefs: Es gab "mehr Hitze- als Verkehrstote"
Eine neuartige Hitzekarte zeigt an, in welchen österreichischen Bezirken überdurchschnittliche Hitze auf eine ältere Bevölkerungsschicht trifft. Im Vergleich zum Jahr 2018, in dem noch einige Bezirke grün, also mit geringem Hitzerisiko eingestuft wurden, zeigt die Karte 2024 nun vermehrt orange und rote Flächen an. Klimaforscher Marc Olefs gab in der ZiB 2 seine Einschätzung zu vermehrtem Aufkommen von Hagel, Starkregen und Schäden durch Hitze an.
Marc Olefs nannte im Gespräch Zahlen rund um Wetterextreme: "Wir beobachten in unseren Messdaten, dass Starkregen um 15 Prozent zugenommen hat". Das habe auch damit zu tun, dass sich die Temperatur um durchschnittlich drei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Temperaturen erhöht hat. Hagelkörner werden größer und auch die Blitzaktivität im Alpenraum nehme zu.
Schutzmaßnahmen haben sich verbessert
Auf der europäischen Skala als auch in Österreich sei jedoch beobachtbar, dass die Unwetterschäden nicht so stark zunehmen, wie die Ereignisse zugenommen haben. Das erklärt sich laut dem Experten so, dass sich die Schutzmaßnahmen verbessert haben. Man müsse jedoch "das Grundübel an der Wurzel packen und die fossilen Brennstoffe auf null bringen". Es müsse entschieden und rasch gehandelt werden. In der Vergangenheit hatte er der österreichischen Klimapolitik die Schulnote Vier gegeben. Eine fatale Schlussfolgerung wäre es anzunehmen, dass Österreich als kleines Land wenig zum Klimawandel beitragen würde. Was laut ihm ganz leicht physikalisch entkräftet werden könne, da es sehr viele Staaten gebe, die nur einen geringen Anteil an den weltweiten Treibhausgas-Emissionen haben. Am Ende leide in jedem Fall unser Wohlstand.
Mehr Hitze- als Verkehrstote
Der Experte erklärte außerdem, dass unterschätzt werde, welch negativen Effekte Hitze auf unsere Gesundheit ausübt und meint: "Wir hatten in vier der letzten zehn Jahre mehr Hitze- als Verkehrstote." Auch das Auftauen des Permafrostbodens sei eine große Gefahr für mehr Steinschlag und Muren in den Bergregionen, die zu ganz anderen Herausforderungen führe.
Armin Wolf fragte nach, wie man sich vor der Hitze schützen könne, beziehungsweise zu einer positiven Klimabilanz beitragen könne, wofür Olafs durchaus praktische Tipps verriet. "Die Entsiegelung der Flächen ist wichtig", das könne man sogar im eigenen Garten forcieren, um Starkregen abzuleiten und Hitze zu vermeiden. In der Stadt könne man sich eine "natürliche Klimaanlage" zunutze machen und die Fenster während des Tages geschlossen halten und nur in der Nacht lüften. Zudem müssten Wetterwarnungen in den jeweiligen Regionen, speziell im alpinen Bereich, ernst genommen werden.