Klikovits: „Jede Prüfung war ein Risiko“
Von Thomas Orovits
Ex-Commerzialbank-Gründer Martin Pucher ist dem Untersuchungsausschuss des Landtags wegen gesundheitlicher Probleme bisher ferngeblieben. Seine jahrzehntelange rechte Hand hat den Ausschuss am Donnerstag schon zum zweiten Mal beehrt.
Nachdem Franziska Klikovits, die im Ermittlungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wie ihr Ex-Mentor als Beschuldigte geführt wird, Anfang November inhaltlichen Fragen mit Verweis aufs Bankgeheimnis ausgewichen war, zeigte sich die 55-jährige Co-Vorständin gestern gesprächiger.
Am Anfang war ein Kontoauszug
Seit ihrem 19. Lebensjahr war Pucher ihr Chef, erst bei Raiffeisen, ab 1995 in der Commerzialbank, wo sie im Vorstand für Kredite und Risikomanagement zuständig war. Begonnen haben die Tricksereien „Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre, als ich einen Kontoauszug anders darstellen sollte, der Saldo stimmte nicht“, so die mit hochgezogenem Mund-Nasen-Schutz aussagende Klikovits. 1993 oder 1994 wurden „erstmals Zinserträge anders dargestellt“. Am Ende seien 50 Prozent der Kredite „Fake“ gewesen. Aus den realen Geschäften der Bank allein wäre eine positive Bilanzierung kaum möglich gewesen.
Auf die Frage, warum dieses „Fake-Gebäude“ so lange nicht aufflog, meinte Klikovits, das könne sie nicht beurteilen. Aber sie habe „bei jeder Prüfung Angst gehabt, dass alles aufgedeckt wird. Jede Prüfung war ein Risiko“. Sie und Pucher haben nicht nur im Dreier-Vorstand das Sagen gehabt – statt Vorstandssitzungen gab es bloß Gespräche zwischen beiden – sondern auch Aufsichtsratssitzungen geleitet.Thor