Chronik/Österreich

Klagsdrohung wegen Balzrufen des Wiedhopfs

Der scharf formulierte Brief eines Rechtsanwaltes ließ ein Vorarlberger Pensionistenehepaar aus allen Wolken fallen. Die beiden wurden aufgefordert, die Belästigung durch „kuckucksähnliche“ Geräusche umgehend einzustellen und eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Kurios dabei: Die Geräusche stammen nicht, wie von einem streitbaren Nachbarn angenommen, von einem akustischen Gerät. Es handelt sich laut Auskunft der Betroffenen vielmehr um die Balzrufe von Wiedehopfen, die sich in der Nähe des Ortes Nüziders aufhalten.
Das Eintreffen der Vögel in der Nachbargemeinde von Bludenz machte Vogelschützer glücklich. „Die Wiedehopfe sind bei uns 1966 ausgestorben, danach ist kein Bruterfolg bekannt“, sagt Hubert Salzgeber, Chef von Birdlife Vorarlberg. Er hat dem Ehepaar auch juristische Unterstützung angeboten.
Der Nachbar hatte sich bei dem Ehepaar einmal telefonisch gemeldet und gefordert „das blöde Kuckucksgerät“ abzustellen. Als das nicht half, schaltete er einen Rechtsanwalt ein. „Seit Kalenderwoche 22 gehen nachweislich von Ihrer Liegenschaft ortsunübliche kuckucksähnliche Geräusche aus, auch nächtens und frühmorgens, welche eine massive Beeinträchtigung bewirken. Trotz entsprechender Information dauert diese unzulässige untolerierbare Lärmbelästigung nach wie vor fort“, schreibt der Anwalt. „Das wird die Vögel wenig beeindrucken“, meint der Sohn des Ehepaares, Peter Strasser, der seinen Rechtsanwalt nun antworten lässt.
„Ich habe zuerst an einen Faschingsscherz gedacht. Viele Gartenbesitzer wären froh über den Nützling“, meint Salzgeber.
Kiebitze sind besonders hübsche, drosselgroße Vögel mit einer aufrichtbaren Federhaube, rostbraunem Körper und einer weißen Zeichnung auf dem Schwanz. Sie gelten als sehr gefährdet.