Chronik/Österreich

Kindesmissbrauch: Gemeinde will Geld von Pädagogen zurück

Die Selbstanzeige eines Kindergartenpädagogen in Neumarkt am Wallersee im vergangenen Sommer hat unter Eltern und Kollegen für Entsetzen gesorgt. Der Verdächtige gab zu, drei Kinder sexuell belästigt zu haben. Bereits 2014 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den Mann, ein Gutachten entlastete ihn allerdings. Eltern protestierten sogar gegen die vorübergehende Suspendierung – sie fürchteten um die Betreuung ihrer Kinder. "Man hat das von dem Herrn nicht erwartet. Er hat alle hinters Licht geführt", sagte Bürgermeister Adolf Rieger damals zum KURIER.

Derzeit laufen noch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Salzburg. Weitere Einvernahmen von mutmaßlichen Opfern seien beantragt worden, sagt Sprecher Robert Holzleitner. Die Gemeinde Neumarkt will sich einem möglichen Gerichtsprozess jedenfalls anschließen. "Uns ist auch ein finanzieller Schaden entstanden", begründet Bürgermeister Rieger. Der verdächtigte Pädagoge war nämlich während seiner Suspendierung 2014 bezahlt vom Dienst freigestellt worden.

Zwei Monate, nachdem die Causa öffentlich bekannt geworden war, will die Gemeinde nun vermehrt auf vorbeugende Maßnahmen setzen, berichtet der ORF. "Wir starten eine Offensive für Prävention und Aufklärung", kündigt Rieger an. Kinder sollen ermutigt werden, "Nein" zu sagen. Ein Elternabend wurde dazu mittlerweile veranstaltet. 5000 Euro habe er im Gemeindebudget für das laufende Jahr zurückgestellt, sagt Rieger. Dass Neumarkt damit eine Vorbild-Funktion unter den Gemeinden einnehmen könnte, glaubt der Bürgermeister aber nicht. "Leider werden die Leute erst dann sensibilisiert, wenn das in unmittelbarer Nähe passiert."

Erziehungstipps

Die Prävention von sexuellem Missbrauch im Kindergarten laufe vor allem über Erziehungstipps für die Eltern ab, um "die Kinder einfach stark zu machen", erklärt Martina Ruemer, Leiterin des Vereins "Selbstbewusst". 100 bis 120 Workshops veranstalte man im Jahr in Salzburg. Es reiche nicht aus, den Kindern nur zu sagen, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen. "95 Prozent der Missbräuche geschehen durch Personen, die die Kinder gut bis sehr gut kennen", sagt Ruemer.